10.4.2   Anforderungen an den Stauplatz auf einem Containerschiff
Eine zurzeit noch offene Frage ist die der Zuweisung eines für die Ware optimalen Stauplatzes an Bord der Schiffe. Gegenwärtig erfolgt diese Stauplatzzuweisung nach den Gesichtspunkten einer optimalen Be- und Entladetechnologie, wobei lediglich für die gefährlichen Güter des IMDG-Codes Stauplatzeinschränkungen beachtet werden und die Kühlcontainer natürlich an die für sie vorgesehenen Plätze gelangen.
 
Andere Anforderungen, die sich auf die Qualitätserhaltung der Ware beziehen, wie strahlungsgeschützt, Unterdeckverschiffung, entfernt von Wärmequellen u. Ä., finden kaum Beachtung. Hier muss ein Wandel in der Auffassung eintreten, wenn vegetabile Waren umfassend in das Containertransportsystem einbezogen werden sollen. Die gegenwärtige Praxis der Zuordnung der Container zu den Stauplätzen muss sicher für das Gros der Industriewaren akzeptiert werden, reicht aber für die empfindlichen Waren nicht aus.
 
Welche unterschiedlichen Stauplätze an Bord eines Containerschiffes vorhanden sind, zeigt Abb. 54. Der wesentliche Unterschied bezüglich des Kryptoklimas besteht in der Stapelung unter Deck gegenüber der auf dem Oberdeck. Alle unter Deck verschifften Container sind nicht der Einstrahlung ausgesetzt und während der Reise vor Spritz- und Regenwasser geschützt.
 
Der Tagesgang der Temperatur der Umgebungsluft ist wesentlich ausgeglichener als an Deck. Nachteilig ist die geringe Intensität der Luftbewegung, denn der Ventilationsstrom der Raumlüftung wird am geschlossenen Standardcontainer nur wenig bewirken, im passiv (natürlich) ventilierten Container soll aber noch ein merklicher Luftaustausch stattfinden. Andererseits können aber unter Deck auch offene Container, mit feuchteempfindlichen Waren beladen, transportiert werden, wie Transporte von Zitrusfrüchten auf Flats im ventilierten Laderaum von Ro/Ro-Schiffen.
 
Abbildung 54: Stauplätze auf einem Containerschiff;
U. Scharnow [42]

 
Die an Deck transportierten Container sind der Sonnenstrahlung ausgesetzt. Ein hoher Tagesgang der Lufttemperatur im Container wird sich einstellen und damit eine höhere Intensität der Containerschweißbildung während der nächtlichen Abkühlung, die ebenfalls größer ist als im Laderaum.
Von Bedeutung sind weiter die Gefahren durch Spritz- und Regenwasser. Undichtigkeiten an den Türen und Leckagen im Dachbereich dürften die Hauptursachen für Schäden sein. Nur in wenigen Fällen wird man diese Mängel am beladenen Container erkennen.
 
Das Beladen müsste folglich nach dem Wert der Ware und seiner Empfindlichkeit gegenüber Feuchteeinflüssen gehen.
 
So sollten Container, die mit Batterien oder hochwertiger Mikroelektronik bzw. mit Musikinstrumenten beladen sind, im Raum gestaut werden.
Gleiches gilt bei hygroskopischen Waren, wie Malz oder Tee. Glas- und Porzellanwaren, Maschinenteile u. Ä. erleiden dagegen bei einer Verschiffung an Deck geringere Schäden.
 
Auch an Deck ist noch zwischen der jeweils äußeren und inneren Lage der Container zu unterscheiden; Letztere ist der Strahlung und dem Spritzwasser weniger intensiv ausgesetzt.
 
Aber auch im Laderaum ergeben sich an den einzelnen Stauplätzen unterschiedliche Reisetemperaturen. So wird ein auf einer beheizten Doppelbodenzelle oder an einem Schott zu einem Schweröltank stehender Container erheblich aufgeheizt.
 
Auch wenn es die heutige EDV-Technik theoretisch durchaus erlauben würde, einen individuellen Containerstellplatz zu bestimmen, so sind es operative Erfordernisse der Reedereien und Terminalbetreiber, die einen besonderen Stau nicht zulassen.
 

© GDV   |  Containerhandbuch  |  English version  |  Buchversion
Impressum | Datenschutz  |  Kontakt  |  Site Map  |  Glossar  |  Literaturverzeichnis  |  Rechtliche Hinweise