8.4.2.3   Einfluss der Stauung auf die Rücklufttemperatur
Während die Zulufttemperatur Aufschluss über die Funktion des Kühlaggregates gibt, lässt die Rücklufttemperatur Rückschlüsse auf die Ladungstemperatur zu. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Luft auch wirklich durch die Ladung hindurchströmt und dabei die Temperatur der Ladung annimmt.
 
Leider kommt es jedoch relativ häufig vor, dass die Stauung der Ware im Container dieser Bedingung nicht genügt. Typische Fehler beim Stauen sind in Abbildung 46 gezeigt. Hierzu gehören insbesondere Strömungskurzschlüsse, wie in den oberen drei Fällen gezeigt, oder Unterbrechung der Strömung durch zu dichten Stau, Überschreitung der maximalen Stauhöhe, Einsatz von Abdeckungen o. Ä., wie in den unteren Beispielen.
 
Abbildung 46: Stauweisen im Kühlcontainer, die zu einer schlechten Temperaturverteilung in der Ware führen und daher vermieden werden sollen



 
Dabei sind auch andere Beispiele als die in Abbildung 46 gezeigten denkbar. Ein gleichmäßiger, aber zu loser Stau mit vielen kleinen Strömungskurzschlüssen kann ebenso dazu führen, dass am hinteren Ende des Containers (an der Tür) keine Kaltluft mehr zirkuliert.
 
Die Aussagekraft der Rücklufttemperatur in Bezug auf die Ladungstemperatur hängt damit entscheidend von der Stauweise im Container ab. Bei starken Strömungskurzschlüssen wird die Rücklufttemperatur nahezu der Zulufttemperatur entsprechen, bei guter Durchströmung der Ladung dagegen der Ladungstemperatur.
 
Da die Luft beim Durchströmen des Laderaumes immer die von außen eindringende Wärme sowie evtl. Reifungs- und Abkühlwärme abführen muss, muss die Rücklufttemperatur im stationären Zustand höher sein als die Zulufttemperatur. Als Faustregel kann gelten, dass bei einem 40'-Container pro 10 K Differenztemperatur zur Umgebung ca. 500 W Wärme eindringen. Im Tiefkühlbetrieb bei einer 40fachen Luftumwälzung führt dies zu einer Temperaturerhöhung von ca. 0,6 K gegenüber der Zulufttemperatur, beim Chilled-Betrieb mit 80facher Luftumwälzung um ca. 0,3 K. Bei höheren Differenztemperaturen zur Umgebung erhöht sich dieser Wert entsprechend, sodass die Temperaturerhöhung z. B. bei 50 K Temperaturdifferenz (innen -20 °C, außen +30 °C) ca. 3 K beträgt. Da die umgewälzte Luft wiederum mit der Ladung im Wärmeaustausch steht, ist dies auch die Bandbreite, in der die Ladungstemperatur je nach Ort im Container im Normalfall variieren kann.
 
Bilden sich jedoch im Container Bereiche aus, in denen keine oder nur sehr wenig Luft zirkuliert, so kann es an solchen Stellen zu einem deutlichen Temperaturanstieg kommen. Ein Beispiel für solch einen Fall ist in Abbildung 47 gezeigt.
 
Abbildung 47: Beipiel für Temperaturanstieg an der Tür aufgrund falscher Stauung und dadurch bedingter geringer Luftzirkulation (Gesamtreiseverlauf und Auschnittsvergrößerung)

 
Die Ware wurde mit -25 °C in den Container eingeladen. Dies war auch der Temperatursollwert. Die Zulufttemperatur lag während des gesamten Transportes bei ca. -26 °C, die Rücklufttemperatur bei ca. -24 °C. Diese Daten wurden von dem Datenlogger des Containers aufgezeichnet. Auf der letzten Palette im Container lag ein elektronischer Datenlogger, dessen Aufzeichnung in Abbildung 47 gezeigt ist. Zu Beginn des Transportes lag die Temperatur wie gefordert bei -25 °C, stieg dann aber über einen Zeitraum von ca. sechs Tagen auf -19 °C an. Diese Temperatur wurde in der Folge gehalten. Dieses Verhalten lässt darauf schließen, dass dort, wo der Datenlogger platziert war, die umgewälzte Luftmenge nicht ausreichend war, um die von außen eindringende Wärme bei -25 °C vollständig abzuführen. Erst bei -19 °C wurde ein Gleichgewichtszustand erreicht. In der Ausschnittsvergrößerung des Temperaturverlaufes wird dies besonders deutlich. Da der Datenlogger oben auf der Ware lag, wurden die Abtauvorgänge sehr schnell registriert, da sich oben im Container ein warmes Luftpolster bildet.
 
Nach dem Wiedereinsetzen der Kühlung fällt die Temperatur jedoch sehr langsam wieder auf die Gleichgewichtstemperatur von -19 °C. Hätte an der Stelle, an der der Datenlogger sich befand, ein signifikanter Luftstrom geherrscht, so wäre die Temperatur nach dem Ende eines Abtauzyklus ebenfalls sehr schnell gefallen. Da dies nicht der Fall war, kann in diesem Bereich des Containers nahezu keine Luftströmung mehr vorhanden gewesen sein. Ob die geringe Luftmenge durch ein Abschneiden der Strömung durch einen zu dichten Stau an der Tür oder durch einen Strömungskurzschluss im vorderen Teil des Containers verursacht wurde, lässt sich allerdings anhand der Temperaturaufzeichnung nicht erkennen. Hierüber können nur Besichtigerberichte, die die Stauung im Container aufzeigen, Aufschluss geben.
 
 

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