5.2.8.3 Kisten mit Überhöhe auf Flats - Fallbeispiel 1 |
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Holzkiste von 1.600 kg Masse auf einem 20'-Flat feuchtigkeitsempfindliche Kiste mit Überhöhe auf einem 20'-Flat Bei der hier verladenen Kiste fällt sofort das Top-Zeichen und das Regenschirmsymbol ins Auge. Es wäre wünschenswert, wenn bei dieser Kiste das normgerechte "Keep upright"-Zeichen verwendet worden wäre. Also: Doppelpfeile, die oben rechts und an einer angrenzenden Kistenfläche markiert sind und zwar zusammen mit dem Regenschirmsymbol für "Keep dry". Ob die zusätzlich angebrachte Folienhaut von 0,2 mm Stärke (200 μ) die Kiste während der gesamten Beförderung trocken hält, ist zu bezweifeln. Aufgrund der Überhöhe wird das Flat an Bord eines Schiffes im günstigsten Fall einen Stauplatz in der obersten Lage unter Deck bekommen. Wahrscheinlicher hingegen ist, dass das Flat an Deck verladen wird. Ob die Folie dann wohl allen Unbilden einer Seereise standhält, ist zu bezweifeln. Ähnliches gilt aber auch für den Nachlauf per Bahn oder Lkw. Dass die Markierung nur zum Teil den Normen entspricht, sei nur am Rande erwähnt. Aber jeder dieser beschriebenen Mängel hat im weitesten Sinne mit der "Sicherheit für die Ladung" zu tun.
Die erforderlichen Sicherungskräfte gemäß der CTU-Richtlinie lassen sich relativ einfach errechnen. Eine Unwägbarkeit ist allerdings der Gleitreibbeiwert. Aufgrund der zu erwartenden An-Deck-Verladung bzw. des offenen Weitertransportes ist zeitweise auch mit Niederschlägen zu rechnen. Deshalb wird für das Rechenbeispiel ein Gleitreibbeiwert von μ = 0,2 angenommen, d. h., es wird mit 20 % Reibung gerechnet. Alle Zahlenwerte werden in Dekanewton (daN) angegeben. Die erforderlichen Sicherungskräfte für die Seereise bei einem Längstau des Flats errechnen sich wie folgt:
Bei einem - allerdings nicht sehr wahrscheinlichen - Querstau des Flats an Bord wären folgende Sicherungskräfte erforderlich:
Wahrscheinlich wird die Kiste im Bestimmungshafen vom Flat genommen und konventionell weiterbefördert. Vorsichtshalber soll aber angenommen werden, dass das Flat mit Kiste weiterbefördert wird. Nicht bekannt ist, wie das Flat für den Straßentransport auf einen Lkw aufgesetzt wird. Für einen eventuellen Schienenlauf wird angenommen, dass keine Rangierbeanspruchungen auftreten. Die Kalkulation der Sicherungskräfte sähe unter den genannten Voraussetzungen dann so aus:
Bei der gewählten Sicherungsmethode mit Niederzurrungen (friction loop) (Ziffer 1 in der Abbildung) ist die Staurichtung des Flats an sich uninteressant, da Niederzurrungen in allen Richtungen wirken. Beim angenommenen Gleitreibbeiwert von μ=0,2 und beispielhaft erforderlichen Sicherungskräften von 960 daN wäre für die Seereise eine Vorspannung von insgesamt 4.800 daN erforderlich (960 daN · 0,2 = 4.800 daN). Bei zwei vorhandenen Niederzurrungen müsste jede mit 2.400 daN vorgespannt werden und diese Vorspannung während der ganzen Reise halten können. Im abgebildeten Beispiel wurde zur Niederzurrung Stahlband verwendet, dass lediglich über die Deckelkanten der Kiste gespannt wurde. Schon das Einschneiden in das Holz um wenige Millimeter infolge eines Transportstoßes würde die Vorspannung gegen Null gehen lassen. Eine Sicherung der Kiste wäre durch die Niederzurrungen dann nicht mehr gegeben.
Der Scherwiderstand der Nägel bei den zur Ladungssicherung verwendeten Keilen (Ziffer 2 in der Abbildung) ist aufgrund der geringen Bohlenstärke des Flatbodens und der damit geringen Eindringtiefe mit ca. 100 daN pro Nagel anzusetzen. Bei drei senkrecht eingeschlagenen Haltenägeln pro Keil betragen die Sicherungskräfte in Längsrichtung durch die jeweils drei gesetzten Keile 900 daN. Wird die Wirkung der Niederzurrungen außer Acht gelassen, besteht ein leichtes Ladungssicherungsdefizit. Bei der geringen Masse der Kiste von 1.600 kg kann durchaus auch mit Niederzurrungen aus Stahlband gearbeitet werden, wenn sichergestellt wird, dass die errechnete Vorspannung während der gesamten Beförderung gehalten werden kann. Erreichen lässt sich das durch die Kombination des Stahlbandes mit einem Material von hohem Rückstellvermögen. Als preiswerte Lösung bietet sich die Verwendung von Autoreifensegmenten an.
Wird davon ausgegangen, dass die verwendeten Werkzeuge und genutzten Zurrpunkte eine Vorspannung je Niederzurrung von maximal 1.500 daN erlauben, kann pro Niederzurrung bei einem Gleitreibbeiwert von 0,2 eine Sicherungskraft in Höhe von 300 daN erreicht werden. Mit vier Niederzurrungen aus Stahlband lassen sich demnach die für den Seeverkehr benötigten Sicherungskräfte erreichen, mit fünf wären auch die für den Nachlauf per Straße oder Schiene abgedeckt.
Auf eine Sicherung mit Keilen sollte bei Kisten generell verzichtet werden. Wenn eine formschlüssige Sicherung in Längsrichtung gewünscht wird, kann mit Absteifungen aus Holz viel erreicht werden. Für die Kiste mit der geringen Masse von 1.600 kg ist eine derartige Holzpallung einfach und kostengünstig herzustellen. Je ein schmales (1) und ein breites Brett (2) werden so zusammengenagelt, dass sich ein stufenförmiges Doppelbrett ergibt. Die Höhe des schmalen Brettes muss der Höhe der Unterklotzungen der Kiste entsprechen (3). Eine Absteifung aus einfachen Riegeln (4) wird eingepasst. Dazu reichen preiswerte Nadelhölzer des Formats 6 cm x 8 cm vollkommen aus. |
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