4.4.2   Holz
Über die Verarbeitung von Hölzern und deren Anwendung in der Ladungssicherung ist in den jeweiligen Kapiteln der Fallbeispiele sehr viel enthalten. In diesem Abschnitt wird deshalb nur über grundsätzliche Eigenschaften von Holz, seinen Formaten, Fachausdrücken, Benennungen und Schnitten informiert. Außerdem werden die Faustregeln für die Holzfestigkeit genannt.
 
Holzstämme

  lange Seite / Faserseite kurze Seite / Hirnseite

 
Holz ist als Ladungssicherungsmaterial unentbehrlich. Grundsätzlich wird die lange und die kurze Seite des Holzes unterschieden. Auf der langen Seite - also senkrecht oder quer zur Faser - sind Hölzer weniger gut mit Druck belastbar. Nagel- und Schraubenausziehwiderstände hingegen sind größer, wenn senkrecht bzw. quer zur Faser genagelt oder geschraubt wird. Auf der kurzen Seite - also senkrecht oder quer zur Hirnseite - sind Hölzer deutlich höher mit Kräften belastbar.
 

 
Aus den Randzonen eines Stammes werden häufig unbesäumte Seitenbretter oder Schwartenbretter zum Gebrauch als Stauholz geschnitten.
 
  Stauholzbrett


 
Je nach Stammdicke können Balkunas, Kanthölzer, Riegel, Latten, Bohlen und Bretter aus den Stämmen geschnitten werden.
 
  Balkunas Kreuzlager aus Balkunas
(mit Verarbeitungsfehlern, hier: kein Überstand, Bauklammern falsch gesetzt)

 
Balkunas haben sehr große Holzquerschnitte mit Kantenlängen über 20 cm, Kanthölzer beginnen ab 8 cm x 8 cm aufwärts.
 
  Vollholz Halbholz Viertelholz Halbformat

 
Bei Vollhölzern liegen Herz, Mark oder Kern zentrisch, bei Halbhölzern an der Seite und bei Viertelhölzern an einer Ecke. Ein Halbformat ist beispielsweise 16 cm x 8 cm. Riegel haben das Format 6 cm x 8 cm. Dickere Latten haben die Abmessungen 3 cm x 5 cm oder 4 cm x 6 cm.
 
  gelättelte Kantholzpakete    Schimmel bei
   ungelättelten Hölzern

 
Dünne Latten werden zum Lätteln benutzt, d. h. als Zwischenlage bei Hölzern, damit sie nicht schimmeln oder faulen.
 
  sehr astreicher Riegel - zum Teil mit Baumkante

 
Hölzer mit sehr großem Astanteil sollten nicht für Absteifungen benutzt werden. Sie sind vorher auszusortieren.
 
    Kanthölzer, Riegel und Keile - farbig markierte Hölzer sind
  gegen
Sirex behandelt

 
Bei gesunden Hölzern kann mit folgenden Faustregeln für das Maximum Securing Load bzw. die Einsatzfestigkeit gerechnet werden:
 
 
Nadelholz zur Pallung, Druckbelastung quer zur Faser, MSL = 0,3 kN pro cm²

 
Nadelholz zur Pallung, Druckbelastung quer zur Faser, MSL = 30 daN pro cm²

 
Anwendung der Faustregel für Belastungen der Holzfaser bzw. langen Seite

 
Ist die Berührungsfläche zwischen Holz a und b beispielsweise 10 cm · 10 cm = 100 cm² groß, können zwischen a und b Sicherungskräfte von 3.000 daN (30 kN) eingeleitet und an Holz b weitergegeben werden.
 
Für die hirn- oder stirnseitige Belastung gilt folgende Faustregel für das Maximum Securing Load bzw. die Einsatzfestigkeit:
 
 
Nadelholz zur Pallung, Druckbelastung längs zur Faser, MSL = 1 kN pro cm²

 
Nadelholz zur Pallung, Druckbelastung längs zur Faser, MSL = 100 daN pro cm²

 
Anmerkung: Im reinen Straßen- und Schienenverkehr dürfen bei der Belastung längs zur Holzfaser 200 daN/cm² angesetzt werden, da man hier von einzelnen bzw. wenigen Belastungsereignissen pro Transport ausgeht. Im Seeverkehr wurden diese Werte von der IMO aufgrund der häufig wechselnden Belastungen im Seegang auf 100 daN/cm² halbiert.
 
Anwendung der Faustregel für Belastungen der Hirnseite bzw. kurzen Seite

 
Ist die Berührungsfläche zwischen Stahlteil a und Holz b beispielsweise 10 cm · 10 cm = 100 cm² groß, können zwischen a und b Sicherungskräfte von 10.000 daN (100 kN) übertragen werden.
 
aufwendig - wenig Festigkeit

wenig Material - hohe Festigkeit

 
Da bei der oberen Pallung die Faserseite ausschlaggebend ist, erreicht man mit vier waagerechten Steifen (zwei Steifen sind verdeckt) des Formats 10 cm x 10 cm ein MSL von 12.000 daN. Bei den unteren Pallungen können die Werte für die hirnseitige Belastung angesetzt werden. Mit deutlich weniger Arbeits- und Materialaufwand wird ein MSL von 40.000 daN erreicht.
 
noch weniger Material - hohe Festigkeit durch vier Steifen paarweise eingesetzt

ggf. reicht auch ein Paar Steifen aus

 
Eigentlich müsste bei der oberen Abbildung die Ampel auf "double-green" stehen, denn 40.000 daN werden mit noch weniger Material erreicht. Wahrscheinlich reicht sogar die Variante mit nur zwei Steifen, wie auf dem unteren Bild zu sehen (die zweite Steife ist durch die erste verdeckt). Immerhin sind so noch 20.000 daN erreichbar. Oben wären die Hölzer bei kippgefährdeten Gütern zu setzen. Unten können sie bei flachen, nicht kippgefährdeten Ladungen gesetzt werden. Gegen Verschub sind die Steifen zu verschwertern, damit sie nicht ausbrechen.
 
"ausgebrochene" laienhafte Absteifung - da keinerlei Verstrebung

 
  schweres Wellenteil auf Böcken

 
Hat das Kreissegment, auf der das eingelattete Wellenteil liegt, eine Breite von 50 cm und die Hölzer des Auflagebocks eine Breite von 20 cm, ergibt sich eine Projektionsfläche von 1.000 cm², d. h. insgesamt eine Auflagefläche im Bock von 2.000 cm². Da Faserbelastung vorliegt, kann der Bock an dieser Stelle 2.000 cm² · 30 daN/cm² aufnehmen, d. h. 60.000 daN. Da die Welle auf mehreren Böcken aufliegt, ist hier offensichtlich überdimensioniert worden. Die handwerkliche Verarbeitung lässt auch zu wünschen übrig. Hier gibt es noch einige Rationalisierungsreserven.
 
  Sicherung mit Schrägsteifen

 
Hier sind Hölzer des Formats 10 cm · 12 cm verwendet worden. An den Berührungsstellen ergäbe sich eine Fläche von 120 cm². Da als Absteifung auf jeder Seite zwei Hölzer benutzt wurden, hat man eine Gesamtfläche von 240 cm² pro Seite. Die Steifen wären demnach theoretisch gut für 240 cm² · 100 daN/cm² und somit für 24.000 daN. Aber da ist ein kleines Problem: Die Rungen sind nicht so breit wie die Hölzer.
 
Immer auf die kleinsten Berührungsflächen achten!

 
Da die Rungen nur 8 cm breit sind, kann nur eine Fläche von 8 cm · 12 cm = 96 cm² pro Holz und 192 cm pro Steifenpaar in Ansatz gebracht werden. Die Steifen können demnach real mit 19.200 daN pro Paar belastet werden.
 
Wirksam gegen Kippen ist nur der Queranteil!

 
Da die gesamte Steifenlänge 1,47 m ist und der Queranteil mit 1,05 m bestimmt wird, sichert ein Steifenpaar den Träger gegen Kippen mit 1,05 m : 1,47 m · 19.200 daN = 13.714 daN.
 
Allgemein gelten folgende Regeln:
  • wenn machbar, immer waagerecht absteifen;

  •  
  • wenn realisierbar, so absteifen, dass die hirnseitige Belastbarkeit genutzt wird;

  •  
  • immer an den belastungsfähigsten Teilen absteifen, bei Kisten zum Beispiel die Scheibenwirkung von Boden und Deckel nutzen oder Kräfte in die stehenden Seiten einleiten.
Übertragung der Kräfte auf die Seiten-
scheiben der Kiste

 
  gefaste oder angefaste Hölzer (a) - auf Schmiege geschnittene Hölzer (b)

 
Solche Sicherungen können nur mithilfe von Hilfshölzern und Treibkeilen erstellt werden, die nach der Fertigstellung wieder entfernt werden.
 
  Treibkeile - Slipperkeile - schlanke Keile

 
Treibkeile können einzeln oder paarweise eingesetzt werden. Sie sollten aus Hartholz sein. Durch den sehr flachen Winkel entstehen große Hebelarme, mit denen extreme Kräfte erreicht werden können. Vorsicht ist deshalb geboten. Nur leicht anschlagen und dann festsetzen.
 
außerhalb des Containers vorzubereitende einfache Steife zum Lücken füllen

 
Manchmal reichen recht simple Konstruktionen, um eine Lücke im Container auszufüllen, dennoch ein abschließender Hinweis. Je weniger Material zur Ladungssicherung verwendet werden muss, umso günstiger. Die beste und preiswerteste Ladungssicherung ist eine kompakte Packweise mit gut geschützten und ausreichend festen Versandstücken.
 
 

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