4.4.1.1   Laschmaterialien, Teil 1
Unter Tauwerk wird im Wesentlichen die Herstellung von Seilen aus verschiedenen Materialien für unterschiedliche Zwecke verstanden. Für den Bereich des Packens und der Ladungssicherung kann unterschieden werden in:
  • Fasertauwerk
  • Drahttauwerk und
  • Komposit- oder Mischtauwerk
Fasertauwerk ist zu unterscheiden in:
  • Naturfaserseile und
  • Kunstfaser- oder Chemiefaserseile (man-made fibre ropes)
  Naturfaserseil Splitfaserseil aus
Polypropylen

 
Die Macharten von Tauwerk sind sehr vielfältig. Generell kann zwischen geschlagenem und geflochtenem Tauwerk unterschieden werden. Die Herstellungsart bestimmt in vielen Fällen die Behandlung und Verarbeitung von Tauwerk. Bei geschlagenem Fasertauwerk sieht der Herstellungsgang prinzipiell wie folgt aus: Die aus den Rohstoffen gewonnenen Fasern werden so gekämmt, dass die einzelnen Fasern versetzt angeordnet sind. Aus den Fasern werden durch Verdrehen Garne hergestellt. Der Fachmann spricht vom Schlagen. Ist die Schlagrichtung rechtsgängig, spricht man vom Z-Schlag, ist sie linksgängig spricht man vom S-Schlag. Im weiteren Herstellungsvorgang wechseln die Schlagrichtungen miteinander ab. Man spricht dann vom so genannten Kreuzschlag. Nur für sehr starkes Fasertauwerk - das für Ladungssicherungszwecke jedoch nicht in Betracht kommt - gibt es den so genannten Kabelschlag: Hierbei werden bei der Normalschlagrichtung drei rechtsgeschlagene Trossen linksherum zu einem Kabel verseilt; bei der Sonderschlagrichtung sind es drei linksgeschlagene Trossen, die rechtsherum zum fertigen Kabel verseilt werden. Man spricht auch vom Z- oder ZSZS-Schlag bei der Normalschlagrichtung oder dem S- oder SZSZ-Schlag bei der Sonderschlagrichtung.
 
Natur- und Kunstfaserseile - alle rechtsge-
schlagen im Trossenschlag

 
Für Ladungssicherungszwecke wird überwiegend geschlagenes (gedrehtes) Tauwerk verwendet.
 
Die gängige Machart ist der Trossenschlag Form A, d. h., es handelt sich um 3-schäftiges Tauwerk. Diese Machart gibt es sowohl rechts- als auch linksgeschlagen. Die Normalschlagrichtung ist jedoch rechts.
 
Naturfasertauwerk wird in den meisten Industrieländern nicht mehr zur Ladungssicherung eingesetzt. In einigen Ländern kann es jedoch vorkommen, dass Naturfaserseile bei der Sicherung von Ladungen in oder auf bestimmten Beförderungseinheiten Verwendung finden. Hierunter fallen insbesondere Seile aus:
  • Hanf (Ha)
  • Manila (Ma)
  • Sisal (Si)
  • Manila-Misch (Ma/Si)
Naturfasertauwerk ist sehr empfindlich gegen Säuren, Laugen und Lösungsmittel. Schimmel und andere Mikroorganismen greifen die Fasern an. Gegen natürliche Bewetterung sind Manila und Sisal verhältnismäßig beständig, Hanf hingegen verliert dabei sehr schnell an Festigkeit, es sei denn, er ist imprägniert. Da imprägnierte Seile zumeist stark riechen, dürfen sie nicht bei geruchsannehmender bzw. -empfindlicher Ladung eingesetzt werden. Naturfasern quellen bei Feuchtigkeitsaufnahme und schrumpfen bei Trocknung. Durch Feuchtigkeitsschwankungen ergeben sich dadurch erhebliche Längenänderungen in den Seilen:
  • Bei Nässe verkürzen sich die Seile;
  • beim Trocknen werden die Seile länger.
Aus den vorgenannten Gründen kann eine gleichmäßige Spannung in den Seilen nur sehr schwer gehalten werden. Ihre Einsatzmöglichkeit beschränkt sich damit auf die Verwendung in solchen geschlossenen Beförderungseinheiten, in denen keine großen Feuchtigkeitsschwankungen zu befürchten sind. Naturfaserseile sind überdies brennbar und können in Verbindung mit bestimmten Chemikalien zur Selbstentzündung führen. Vorteilhaft ist: Naturfaserseile sind "umweltfreundlich". Da sie innerhalb kurzer Zeit verrotten, können sie problemlos entsorgt werden.
 
Bei Kunstfasertauwerk sind dies die hauptsächlichen Ausgangsmaterialien:
  • Polyester (PES)
  • Polyamid (PA)
  • Polypropylen (PP)
  • Polyethylen (PE)
  • Hempex
Polyester hat ein ausgezeichnetes Verhalten gegenüber Säuren, Laugen und Lösungsmitteln und verliert darüber hinaus nur sehr wenig an Festigkeit bei natürlicher Bewetterung; es ist demnach sehr UV-stabil. Für Ladungssicherungszwecke werden Polyesterseile jedoch nicht gekauft, da sie im Preis relativ hoch liegen.
 
Polyamid (den meisten unter den Handelsnamen Nylon, Perlon usw. bekannt) zeigt gegenüber Laugen und Lösungsmitteln ein gutes Verhalten, ist jedoch gegen Säuren empfindlich. Bei natürlicher Bewetterung verliert es - insbesondere durch die UV-Strahlung - pro Jahr ca. 20 % an Festigkeit. Aufgrund des Preises wird Polyamid kaum zu Ladungssicherungszwecken verwendet.
 
Polyethylen hat aufgrund seiner schlechten mechanischen Eigenschaften keinen Platz in der Ladungssicherung. Für Anschlagseile ist PE sogar verboten.
 
Hempex ist ein modifiziertes Polypropylenmaterial, das äußerlich der Naturfaser Hanf zum Verwechseln ähnlich sieht. Es ist UV-beständig, aber von der Festigkeit nicht viel besser als Naturfasertauwerk. Weil es besonders weich ist, wird es zum Teil für das Befestigen von Planen u. Ä. benutzt.
 
Polypropylen zeigt sehr gute Eigenschaften gegenüber Säuren, Laugen und Lösungsmitteln. Nicht stabilisiert ist es jedoch sehr empfindlich gegen natürliche Bewetterung. Deshalb sollten PP-Seile immer licht- und wärmestabilisiert sein. Am besten sind dabei schwarz eingefärbte Seile. Ihr Festigkeitsabfall beträgt bei natürlicher Bewetterung nur ca. 5 % pro Jahr.
 
Bei den Polypropylenseilen unterscheidet man zwei wesentlich unterschiedliche Seilgruppen, und zwar:
  • monofile Seile und
  • Seile aus Splitfasern.
Monofile Seile haben ein recht gutes Verhalten bei dynamischen Beanspruchungen, lassen sich aber aufgrund der Materialeigenschaften nicht gut knoten. Die Knoten neigen zum Aufgehen. Man findet monofile Seile deshalb fast nur im Bereich von Anschlagseilen. Die Festigkeit ist zwar höher als die von "Herkules", dennoch kann die Beschaffung als Ladungs-sicherungsmaterial nicht empfohlen werden.
 
Splitfaserseile haben sehr negative Eigenschaften, wenn sie dynamisch beansprucht werden. Durch die Bewegung spalten sich die Fasern weiter auf, was innerhalb sehr kurzer Zeit zum Bruch führt. Bei der Ladungssicherung treten derartige Beanspruchungen kaum auf. Deshalb wird Mischtauwerk zur Ladungssicherung zumeist unter Verwendung von Splitfasern hergestellt.
 
  Laschherkules

 
Das für Laschzwecke zum Einsatz gelangende Mischtauwerk ist unter der Bezeichnung "Herkules" bekannt. Es handelt sich um Tauwerk aus Stahldraht und Natur- oder Chemiefasergarnen.
 
Als Laschgut gehandelt wird überwiegend "Herkules" aus polypropylenumsponnenen Drähten. Sisalumsponnene Drähte sind in den meisten Industrieländern nicht mehr üblich. "Herkules" für Laschzwecke hat bei gleichem Durchmesser dieselbe Festigkeit wie Seile aus Sisal oder Polypropylen, weil der Draht im "Herkules" keine tragende Funktion hat. Die umwickelten Einzeldrähte mit sehr niedriger Festigkeit sollen nur die Biegesteifigkeit des Materials heraufsetzen und die Verdrilleigenschaften verbessern, zum Beispiel beim Spannen mittels spanischer Winde. Der wesentliche Vorteil von "Herkules" gegenüber Fasertauwerk liegt demnach nicht in der Festigkeit, sondern in den besseren Verarbeitungsmöglichkeiten. Im Hinblick auf die reinen Materialeigenschaften gilt das unter Sisal bzw. Polypropylen Gesagte. Die guten Eigenschaften bezüglich der Widerstandsfähigkeit gegenüber aggressiven Stoffen sind erneut hervorzuheben.
 
 
  dünnes Tauwerk zur Planensicherung mit Laschherkules
gesichertes Auto

 
Fasertauwerk eignet sich zum Sichern von Planen und von relativ leichten Ladungen, wie z. B.:
  • Personenkraftwagen in oder auf Containern
  • Fassgut, Fibertrommeln u.Ä. Ladungen in kleinen Partien sowie leichten Behältern
  • leichteren Kisten, kleinen Partien an Schachtelware, einzelne Paletten usw.
  5 mm starkes PP-Band zur Sicherung von Planen u. Ä.

 
Das MSL (Maximum Securing Load bzw. Einsatzfestigkeit) von Faserseilen beträgt 33 % der Bruchlast. Da die Bruchlast von Polypropylen gemäß Faustregel nach der Formel 12 · d² ermittelt werden kann, beträgt das MSL für das gezeigte Band 1 kN oder 100 daN, je nachdem, ob mit dem Durchmesser in Zentimeter oder Millimeter in die Formel eingegangen wird.
 
Durchmesserbestimmung von Polypropylenband: 5 mm

 
  Bruchlast MSL-Faktor MSL  
0,5 · 0,5 · 12 = 3 kN · 0,33 = 1 kN (Durchmesser in cm)
5 · 5 · 12 = 300 daN · 0,33 = 100 daN (Durchmesser in mm)

 
Da der Faktor 33 % (nahezu) einem Drittel entspricht, kann das MSL auch direkt mit einer leicht merkbaren Formel ermittelt werden:
 
 
MSL Polypropylenseile = d · d · 4

 
Wird ein Band oder Seil doppelt genommen, können die Werte verdoppelt werden, bei vierfacher Scherung vervierfacht. Eine weitere Erhöhung der Werte ist nicht möglich, da nicht sicher gestellt werden kann, dass alle Parten gleichmäßig belastet werden.
 
Durchmesserbestimmung von polypropylen-
umsponnenem Herkules: 12 mm

 
  Bruchlast MSL-Faktor MSL  
1,2 · 1,2 · 12 = 17,28 kN · 0,33 = 5,76 kN (Durchmesser in cm)
12 · 12 · 12 = 1.728 daN · 0,33 = 576 daN (Durchmesser in mm)

 
Mit der direkten Faustregel für das MSL wäre die Rechnung etwas schneller auszuführen:
 
 
MSL PP-Herkules 1,2 cm stark = 1,2 · 1,2 · 4 = 5,76 kN

 
MSL PP-Herkules 12 mm stark = 12 · 12 · 4 = 576 daN

 
Auch hier gilt, dass bei Doppel- oder maximal Vierfachscherung die Werte entsprechend verdoppelt oder vervierfacht werden können.
 
 
Sicherheitshinweis: Faserseile dürfen nie über scharfe Kanten gespannt werden!

 

 
Um eine Direktzurrung mit einem derartigen "Herkules" anzufertigen, wird die benötigte Seillänge geschätzt und von der Trosse entsprechend abgeschnitten. Durch einen der Laschpunkte (A) wird das Ende durchgesteckt. Mittels Palstek wird ein Auge (B) in eines der Enden geknotet. Das andere Ende wird bei (C) durch den zweiten Laschpunkt gesteckt. Das lose Ende wird bei (D) durch das Auge des Palsteks gesteckt und von Hand vorgespannt. Bei (E) wird das Ende mit mindestens zwei halben Schlägen verknotet. Werden höhere Vorspannkräfte als die von Hand erreichbaren gewünscht, können mit spanischer Winde - also unter Verwendung von Törnknüppeln - höhere Werte erreicht werden.
 
Wird ein Band oder Seil doppelt genommen, können die Werte verdoppelt werden, bei vierfacher Scherung vervierfacht. Eine weitere Erhöhung der Werte ist nicht möglich, da nicht sicher gestellt werden kann, dass alle Parten gleichmäßig belastet werden.
 
  diverse Seilkonstruktionen - Querschnitte und Draufsichten

 
Als Stahldrahtseile werden zum Laschen überwiegend im rechtgängigen Kreuzschlag hergestellte Litzenseile verwendet. Vereinzelt werden im linksgängigen Kreuzschlag gefertigte Kabelschlag genutzt.
 
  6 x 19 + 1 FE 6 x 37 + 1 FE

 
Als Litzenseil bezeichnet man eine Drahtseilkonstruktion, bei der einzelne Drähte zu Litzen bzw. Kardeelen geschlagen und diese zum fertigen Produkt verseilt werden. Die Anzahl der Einzeldrähte und der Litzen/Kardeele bestimmt im Wesentlichen die Lehnigkeit des Drahtes und den Preis. Je mehr Einzeldrähte in einem Drahtseil vorhanden sind, umso geschmeidiger ist es, aber auch umso teurer. Eine häufig verwendete Konstruktion besteht aus sechs Kardeelen/Litzen mit je neunzehn Einzeldrähten pro Kardeel/Litze, wobei der in der Mitte verbleibende Hohlraum mit einer Faserseele ausgefüllt ist. Der Füllfaktor derartiger Seilkonstruktionen liegt bei ca. 0,455, d. h., die metallische Querschnittsfläche macht ca. 45,5 % der gesamten Querschnittsfläche aus. Auch Drahtseile der Konstruktion 6 x 37 + 1 FE werden gern genutzt, sie weisen den gleichen Füllfaktor auf.
 
Durchmesserbestimmung eines Stahldrahtseiles : 16 mm

 
Nach Faustregel können Bruchlast und MSL für einmal verwendete Drähte, also Einwegmaterial wie folgt bestimmt werden:
 
 
  Bruchlast MSL-Faktor MSL  
1,6 · 1,6 · 50 = 128 kN · 0,80 = 102,4 kN (Durchmesser in cm)
16 · 16 · 50 = 12.800 daN · 0,80 = 10.240 daN (Durchmesser in mm)

 
Da der Faktor 80 % von 50 auch der Zahl 40 entspricht, kann das MSL auch direkt mit einer leicht merkbaren Formel ermittelt werden:
 
 
MSL Einweg-Stahldrahtseile obiger Machart = d · d · 40

 
Mit der direkten Faustregel für das MSL wäre die Rechnung etwas schneller auszuführen:
 
 
MSL Stahldraht 1,6 cm stark = 1,6 · 1,6 · 40 = 102,4 kN

 
MSL Stahldraht 16 mm stark = 16 · 16 · 40 = 10.240 daN

 
Einsatz eines 16er-Stahldrahtseils an einem Plattformcontainer

 
Die Verwendung derartiger Drähte bedeutet Materialverschwendung, da der hohe MSL-Wert nicht mit den Zurrpunkten an den Containern harmoniert. Die stärksten Laschaugen haben einen MSL-Wert von 8.000 daN, viele liegen im Bereich von 5.000 daN und die meisten im Bereich von 3.000-4.000 daN. Zur Erstellung homogener Laschings reichen Drähte mit geringerem Durchmesser zumeist vollkommen aus. Beispielsweise 12er-Drähte:
 
 
MSL Stahldraht 1,2 cm stark = 1,2 · 1,2 · 40 = 5,76 kN

 
MSL Stahldraht 12 mm stark = 12 · 12 · 40 = 5.760 daN

 
Bei wiederverwendbaren Drähten sind andere MSL-Werte anzusetzen. Derartige Drähte dürfen nur mit 30 % der Bruchlast für das MSL gerechnet werden:
 
 
  Bruchlast MSL-Faktor MSL  
1,6 · 1,6 · 50 = 128 kN · 0,30 = 38,4 kN (Durchmesser in cm)
16 · 16 · 50 = 12.800 daN · 0,30 = 3.840 daN (Durchmesser in mm)

 
  6 x 12 + 7 FE 6 x 18 + 7 FE

 
Erheblich niedrigere Füllfaktoren weisen Drahtseile der Konstruktionen 6 x 9 + 7 FE, 6 x 12 + 7 FE, 6 x 15 + 7 FE, 6 x 18 + 7 FE und ähnlich konstruierte Seile auf, bei denen - wie die Konstruktionsbezeichnung bereits aussagt - in der Mitte eines jeden Kardeels eine Fasereinlage eingearbeitet ist. Derartige Seile werden häufig von niederländischen und belgischen Betrieben als Laschdrähte verwendet.
 
Bei derartigen Drähten sind die Bruchlasten und MSLs nur halb so groß, weil statt Faktor 50 mit Faktor 25 gerechnet werden muss.
 
 
  Bruchlast MSL-Faktor MSL  
d · d · 25 · 0,80 = kN (Durchmesser in cm)
d · d · 25 · 0,80 = daN (Durchmesser in mm)

 
Gleiches gilt für die wiederverwendbaren Drähte dieser Machart:
 
 
  Bruchlast MSL-Faktor MSL  
d · d · 25 · 0,30 = kN (Durchmesser in cm)
d · d · 25 · 0,30 = daN (Durchmesser in mm)

 
Stahldrahtseil-Ring

 
Bei der Bestellung von Drahtseilen sollten die folgenden Angaben gemacht werden, damit man sicher ist, den richtigen Seiltyp zu bekommen:
 
 
- Durchmesser in mm oder Zoll z. B. 16 mm oder 5/8"
- Menge und Länge z. B. 20 x 200 m
- Seilkonstruktion z. B. 6 x 19 + 1 FE
- Schlagart und Schlagrichtung z. B. Kreuzschlag, rechtsgängig
- Besonderheiten (blank, verzinkt u.Ä.) z. B. blank
- Nennfestigkeit z. B. 1570 N/mm²
- Fettung z. B. normal
- Enden abgebunden / Enden angespitzt z. B. Enden abgebunden
- Verpackung/Aufmachung z. B. Ringe

 
  Schneiden von Drähten mit einer Schere
  falsch - kleiner Hebelarm   richtig - großer Hebelarm

 
Drähte können mit Hydraulikscheren abgelängt werden - oder mit Spezialwerkzeugen, wenn es um größere Mengen an zu verarbeitenden Drähten geht. Vor Ort und bei kleinen Mengen reichen Handscheren aus.
 
Drähte sind empfindlich gegen scharfe Kanten.

 
Werden Drähte um scharfe Kanten gelenkt, kommt es zur Schwächung der Einsatzfestigkeit. Genaue Werte gibt es, aber es müssten eine Reihe zusätzlicher Faktoren berücksichtigt werden. Zwar grobe, aber doch brauchbare Werte gibt diese leicht zu merkende Tabelle:
 
  Einsatzfestigkeit eines Einzelstrangs bei entsprechender
Krümmung bzw. Umlenkung

Ein Beispiel für genaue Werte ist in Band II gegeben.


 
Beim Laschen werden nur selten Drähte mit gespleißten oder gepressten Augen verwendet. Meistens werden die Verbindungen zu anderen Laschelementen, wie Spannschrauben, Schäkeln, Laschaugen usw., über Drahtseilklemmen hergestellt. Für jede Seilstärke gibt es passende Drahtseilklemmen oder Clipse, sowohl in metrischen als auch in Zoll-Größen. Für einen 12er-Draht benötigt man 12-mm-Clipse oder solche von ½". Für 16er-Drähte müssen 16-mm-Clipse bereitgehalten werden oder solche von 5/8".
 
Bei richtigem Anziehen der Muttern, wie weiter unten beschrieben, können die folgenden Zahlen als Richtwerte für die Haltbarkeit von Drahtseilklemmen bei den gängigen Seildurchmessern angesehen werden.
 
bei ausreichendem Anziehmoment:
1 Clip = 25 % MSL

 
Mit einem Clip, kann man bis zu 25 % des MSL erreichen. Wenn - so wie hier - kein Anziehmoment vorhanden ist, geht der Wert gegen 0.
 
  bei ausreichendem Anziehmoment: 2 Clipse = 50 % MSL

 
Mit zwei Drahtseilklemmen erreicht man 50 % des Draht-MSLs. Die Eindrücke im Draht signalisieren ein gutes Anziehmoment. Als Faustregel gilt: Ist die lose Part, worauf die Bügel der Drahtseilklemmen gesetzt werden sollen, auf halbe Drahtstärke gequetscht, ist ein ausreichendes Anziehmoment vorhanden.
 
nur bei ausreichendem Anziehmoment und richtig aufgesetzten Clipsen: 3 Clipse = 75 % MSL

 
Die Drahtseilklemmen sind falsch aufgesetzt und die Anziehmomente zu niedrig. Derartige Laschings werden zumeist mit einem viel zu hohen MSL eingeschätzt. Maximal kann mit drei Drahtseilklemmen ein MSL von ca. 75 % erreicht werden.
 
  falsch aufgesetzte Drahtseilklemmen in zu geringer Anzahl

 
In der Praxis werden oft zu wenig Drahtseilklemmen verwendet oder sie werden falsch aufgesetzt. Die Muttern werden häufig nicht genügend festgezogen. Dadurch rutschen die Drähte unter Belastung durch die Drahtseilklemmen.
 
durchgerutschte Drähte bei nur zwei aufgesetzten Drahtseilklemmen

 
Soll ein Drahtseillasching homogen sein, sind vier Drahtseilklemmen mit dem Bügel auf die holende oder lose Part zu setzen:
 
Einzelstrang mit Auge

 
Diese Befestigungs- oder Machart ist sinnvoll, wenn längere Laschings erstellt werden müssen. Bei Containerladungen kann in den meisten Fällen darauf verzichtet werden.
 
Rundstropp bzw. Doppelstrang - ungünstige Form

 
Bei kürzeren Laschings wird gern diese Form gewählt. Aber sie sollte so nicht ausgeführt werden.
 
Rundstropp bzw. Doppelstrang - optimale Form

 
Bei kürzeren Laschings sollte grundsätzlich diese Form gewählt werden, denn sie hält am meisten aus. Mit dieser Methode können auch Unzulänglichkeiten gut ausgeglichen werden, beispielsweise das Vorhandensein von scharfen Kanten.
 
So wie hier gezeigt, sollte nach Möglichkeit gearbeitet werden.

  Positivbeispiel - richtige Drahtseilführung und korrektes Aufsetzen der Drahtseilklemmen sowie ausreichend hohes Anziehmoment der Muttern

 
Laschen ist eine handwerklich anspruchsvolle Tätigkeit, die erlernt werden muss. Sonst schleichen sich selbst bei bestem Willen Fehler ein.
inhomogener Lasching

 
  Laschschäkel geschweift Laschschäkel Form A

 
Als Laschschäkel sollten vorzugsweise geschweifte Schäkel verwendet werden. Sie können sich den Kraftrichtungen besser anpassen.
 
Nach Faustregel können Bruchlast und MSL für Laschschäkel wie folgt bestimmt werden:
 
 
  Bruchlast MSL-Faktor MSL  
d · d · 20 · 0,50 = kN (Durchmesser in cm)
d · d · 20 · 0,50 = daN (Durchmesser in mm)

 
Da der Faktor 50 % von 20 auch dem Wert 10 entspricht, kann das MSL auch direkt mit einer leicht merkbaren Formel ermittelt werden:
 
 
MSL Laschschäkel = d · d · 10

 
Bestimmung des Bolzendurchmessers eines Laschschäkels: 26 mm

 
Gemessen wird als Ausgangswert der Bolzendurchmesser in Zentimeter oder in Millimeter. Die Bruchlastformel gilt nur für Schäkel aus normalfestem Stahl. Mit der direkten Faustregel für das MSL ist der Wert für diesen Schäkel schnell ermittelt.
 
 
MSL Laschschäkel Bolzendurchmesser 2,6 cm = 2,6 · 2,6 · 10 = 67,6 kN

 
MSL Laschschäkel Bolzendurchmesser 26 mm = 26 · 26 · 10 = 6.760 daN

 
Laschspannschraube mit sehr gut ausgeführten Schweißnähten

 
Für Spannschrauben gelten die gleichen Werte wie für Laschschäkel. Gemessen wird als Ausgangswert der Gewindedurchmesser in Zentimeter oder Millimeter. Die Bruchlastformel gilt nur für Spannschrauben aus normalfestem Stahl. Mit der direkten Faustregel für das MSL ist der Wert für diese Spannschraube schnell ermittelt, wenn das Gewinde mit 1 1/8 Zoll = 28,575 mm gemessen wurde.
 
 
MSL Laschspannschraube Gewindedurchmesser 2,86 cm
= 2,86 · 2,86 · 10 = 81,796 kN

 
MSL Laschspannschraube Gewindedurchmesser 28,6 mm
= 2,86 · 2,86 · 10 = 8.179,6 daN

 
Bei der Beschaffung der Spannschrauben ist es wichtig, dass nur solche gekauft werden, die ausreichend breite Gewindemuttern und Schweißnähte haben. Am Markt sind Spannschrauben mit punktförmigen Schweißungen, die nicht verwendet werden sollten.
 
Die oben vorgestellte Spannschraube wird zumeist in drei Größen angeboten: 1 1/8" , 1 ¼ " und 1 ½ "Gewindedurchmesser. 1 Zoll bzw. inch entspricht 25,4 mm.
 
Spannschraube aus höherfestem Stahl für kurzgliedrige Rundstahlketten

 
Bei Spannschrauben aus höherfestem Stahl sind die Angaben des Herstellers zu beachten. Von der angegebenen Bruchlast werden 50 % als MSL angenommen. Es sei denn, es ist bereits wie bei dieser Spannschraube ein WLL (Working Load Limit) angegeben, dass dem MSL entspricht.
 
  Anhänger an einer Laschspannschraube

 
 

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