19.6 Glas-, Porzellan- und Emaillewaren | ||||||
Charakteristik und Containerfähigkeit Glas ist ein harter, spröder Werkstoff, der amorph aus einer Schmelze erstarrt ist. Fensterglas ist ein maschinell hergestelltes Flachglas mit ungetrübter Oberfläche und Glasstärken von 0,8-7 mm; es wird auch als Tafelglas bezeichnet. Porzellan ist ein keramischer Werkstoff, der hauptsächlich aus Porzellanerde produziert wird und meist als Feinware in den Handel kommt. Emaille ist eine durch Aufschmelzen vorzugsweise auf Eisenwaren entstandene glasig erstarrte Schicht anorganischer Zusammensetzung. Es wird zwischen Blech- und Gussemaillierung unterschieden. Blechemaillierte Waren sind z. B. Gegenstände des Haushalts, Wandverkleidungen, Schilder; gussemaillierte Waren sind z. B. Badewannen. Glas-, Porzellan- und Emaillewaren enthalten kein Wasser, sie gehören der Wassergehaltsstufe 0 (WGS 0) an. Jedoch können Verpackungsmaterialien verwandt werden, die der Wassergehaltsstufe 2 (WGS 2) angehören (Kisten, Verschläge, Schachteln, innen Holzwolle, Papier, PU- und PE-Schäume in Folien und Chips) (s. Abb. 189, 190, 191). Diese müssen containertrocken sein, um erstens im geschlossenen Kleinklima des Standardcontainers nicht durch Feuchtigkeitsabgabe zum Schimmeln zu führen und zweitens um ihre Festigkeit beizubehalten. Sie gehören daher zu den Waren, die eine bestimmte Feuchte-Kondition (LK IV) erfordern.
Transporthinweise und Schäden Verpackung zur Vermeidung von Bruchschäden Glas-, Porzellan- und Emaillewaren sind außerordentlich bruchempfindlich, und sie erfordern daher eine besonders sorgfältige Verpackung. Glaswaren werden in Kisten unter Verwendung von Stroh, Holzwolle oder Kunststoffschäumen verpackt. Fensterglas wird am günstigsten in Kisten und/oder in "A-Bockgestellen" verpackt, die zwei- oder vierseitig von Flurfördermitteln aufgenommen werden können. Große Abmessungen werden in Verschlägen oder auf Gestellen, auch unter Verwendung von Papier oder Kunststoffschäumen als Trennlagen zwischen den einzelnen Scheiben, verpackt. Fehlende oder ungeeignete Trennlagen zwischen den einzelnen Scheiben führen zu Kratzschäden. Porzellanstücke sind in Papier, Holzwolle, Stroh (allerdings hygroskopisch!) einzuwickeln oder in Kunststoffschäumen zu verpacken und am günstigsten in stabilen Kisten, z. B. aus Holz, zu transportieren. Emaillewaren erfordern ebenfalls eine sorgfältige Verpackung, da der Emailleüberzug durch mechanische Einwirkungen leicht absplittern kann. Eine gute und feste Innenpolsterung ist wichtig. Kleinere Gegenstände werden in Papier eingewickelt und in Kisten gelegt, die mit Holzwolle oder Plastikpellets ausgepolstert sind; größere Gegenstände werden mit Papier, Stroh oder Plastikpellets gesichert, besonders die Ecken und Kanten. Kisten und Verschläge sollten diagonal gut abgesteift sein und so starke Wandungen aufweisen, dass der Inhalt nicht zerdrückt werden kann. Die Verschläge sollten "Container-Modulmaße" haben, d. h., dass sie formschlüssig in den Container verladen werden können. Hierbei ist unerheblich, ob nur eine Kiste oder ein Verschlag den Container formschlüssig ausfüllt oder mehrere neben- oder hintereinander. Dieses Ausfüllen des Containers ist die beste Ladungssicherung und insbesondere bei derart empfindlicher Ladung zu präferieren. Verbleibende Hohlräume müssen ausgefüllt werden. Stoß- und Erschütterungsempfindlichkeit Glasscheiben sind stets stehend zu transportieren, da sie bei liegender Stauweise leichter zerbrechen können. Die einzelnen Kolli sind ausreichend mit den Symbolen für Bruchgefahren zu kennzeichnen. Bei Emaillewaren sind die Begriffe "Abblättern" (engl. flaking) und "Absplittern" als Schadenursache zu unterscheiden. "Abblättern" ist in der Emailleindustrie als normaler Produktionsfehler anerkannt, wobei kleine Emailleteile bei Kälte abblättern können. "Absplittern", durch Stoß, Reibung oder sonstige raue Behandlung der emaillierten Ware, kann zu Schäden führen. Feuchtigkeit Obwohl Glas kein Wasser enthält, ist es feuchteempfindlich. Je nach der Widerstandsfähigkeit des Glases gegenüber einer Glaskorrosion durch Feuchtigkeit, d. h. gegenüber dem Herauslösen von Alkalioxiden aus der Glasoberfläche, werden 5 Wasserbeständigkeitsstufen gegenüber Wasser, den Hydrolyseklassen, unterschieden. Diese Hydrolyseklassen sind in DIN-Normen festgelegt und werden mit Schwefel- oder Salzsäure untersucht. In einem Fall wurden Mikroskope in Standardcontainern von einem europäischen Hafen nach Japan transportiert. Dort angekommen, stellte sich heraus, dass durch den Einfluss von Feuchtigkeit die Linsen trüb geworden waren! Untersuchungen ergaben, dass es sich um einen Fungusbeschlag (Pilzrasen) handelte. Darum ist Schutz vor jeglicher Feuchtigkeit gefordert. Schäden durch Mikroorganismen (mikrobielle Korrosion) hängen von der Art des Glases (Säureklasse), von der Einwirkungsdauer der Mikroorganismen sowie von der Höhe der rel. Luftfeuchte (φ) ab. Bei φ > 75 % bzw. Kondenswasser bildet sich auf optischen Erzeugnissen ein blauschwarzer Beschlag als Tröpfchen- oder Punktbeschlag. Bei φ < 60 % ist der Beschlag fest und kann in den meisten Fällen abpoliert werden. Eine der gefährlichsten Beschlagarten ist der Pilzrasen (Fungusbeschlag), der in feuchter und warmer Umgebung bei φ > 75 % aus Pilzsporen entsteht. Pilzhyphen bestehen in der Wachstumsperiode aus über 90 % Wasser und sind außerdem stark hygroskopisch. Durch die Abscheidung von Säuren verursachen sie das Trüb- oder Blindwerden der Linsen. Pilzrasen bildet sich auf allen Gläsern erschwert, die mit Fungiziden (Schwermetallsalze, Quecksilbersalze) behandelt sind. Mit Fungus befallene Flächen müssen nachgeschliffen und poliert werden, sofern es die gegebenen Dicketoleranzen zulassen. Anderenfalls sind die Teile unbrauchbar und gegen andere auszutauschen. |
Impressum | Datenschutz | Kontakt | Site Map | Glossar | Literaturverzeichnis | Rechtliche Hinweise |