19.5   Häute, Felle, Lederwaren
Charakteristik und Containerfähigkeit
 
Häute sind das Rohmaterial für die Lederherstellung. Abb. 186 zeigt den Aufbau einer Tierhaut. Die aus überwiegend Eiweißfasern bestehende Lederhaut ergibt nach Entfernung der Epidermis und der Fleischseite das eigentliche Leder. Abb. 187 zeigt die Teile der Tierhaut. Die chemische Zusammensetzung einer Rohhaut ist: Wasser 65 %, Eiweiß 33 %, Fett 0,2-2 % und Mineralsalze ca. 0,3 %.
 
Abbildung 186: Schnitt durch eine Tierhaut [27]
 
1 - Oberhaut mit Haaren (Epidermis)
2 - Lederhaut (Corium)
3 - Unterhautbindegewebe (Subkutis)
 

 
Abbildung 187: Bestandteile einer Tierhaut; [7]
 

 
Die vom Tierkörper gelöste Haut von Großtieren, wie z. B. Rindern, Büffeln, Pferden und Schweinen, wird meist bis zur Weiterverarbeitung durch Trocknen oder Salzen konserviert. In zunehmendem Maße gelangt die sog. Hautblöße auf den Markt, das ist die von Oberhaut und Haaren sowie vom Unterhautbindegewebe befreite, d. h. entblößte, Tierhaut, die durch Vorgerbung konserviert wird, bevor sie in den Handel kommt.
 
Felle sind die Häute kleinerer Tiere, z. B. Ziege, Schaf (Lamm), Fohlen, Kalb. Das Winterfell ist voll ausgereift mit allgemein dichter Wolle und dünnem Leder; das Sommerfell hat schütteres Haar und stärkeres Leder. Auch Felle werden durch Trocknen, Salzen, Pökeln oder Säuren konserviert.
 
Edle Felle (Edelpelze) sind wertvolle Häute kleinerer Tiere, z. B. vom Zobel, Nerz, Chinchilla, Fuchs (Rot-, Blau-, Silberfuchs), Persianer, Seal, Otter, Marder, Hermelin, Bisam, Nutria.
 
Leder sind fertige oder zugerichtete Tierhäute, die Gerbprozessen unterzogen wurden und als Rohleder bezeichnet werden. Nach der Härte werden harte Leder (Sohlenleder) und weiche Leder (z. B. für Galanteriewaren) unterschieden.
 
Mit niedrigen Wassergehalten von 10-30 % gehören Häute, Felle und Leder der Wassergehaltsstufe 2 (WGS 2) an. Durch die Bearbeitung sind es Waren mit unterbrochenen Respirationsprozessen, bei denen jedoch weiterhin biochemische, mikrobielle und andere Zersetzungsprozesse ablaufen, sie sind also Waren mit biotischer Aktivität 3. Ordnung (BA 3). Sie erfordern eine Temperatur-, Feuchte- und ggf. Lüftungs-Kondition (LK VI).
 
Felle und Lederwaren werden in Standardcontainern bei Einhaltung der Grenzen des Wassergehalts von Ware, Verpackung und Containerboden transportiert.
 
Konservierungsmethoden von Häuten
Aufgrund der für Bakterien und Schimmelpilze günstigen chemischen Zusammensetzung der Häute und Felle sind diese einer schnellen biologischen Zersetzung (Fäulnis, Schimmel und Stockfleckigkeit) ausgesetzt, die mit Selbsterhitzung verbunden ist. Daher werden sie vor dem Transport konserviert; die gebräuchlichsten Methoden sind
  • die Trocknung
  • die Trockensalzung
  • die Nasssalzung
Das Salz übt durch den Wasserentzug eine konservierende bakterizide und fungizide Wirkung aus.
 
Transporthinweise und Schäden
 
Verpackung
Häute und Felle werden in Bündeln, Packen oder Ballen transportiert, nass gesalzene Häute auch in Fässern oder Vollholzkisten, die innen mit Blech oder Plastikfolie ausgeschlagen sind. Die Ballen werden meist zusammengepresst und mit nicht rostendem oder isoliertem Draht zusammengebunden. Leder wird in Säcken, Ballen oder Kisten transportiert und Fertigprodukte in Schachteln etc. bis hin zur Verkaufsverpackung versandt.
 
Selbsterhitzung
Häute und Felle neigen aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung zur Selbsterhitzung und Selbstentzündung. Dabei spielt der Naturfettgehalt eine Rolle, dessen Streuungsbreite in Abhängigkeit von der Tierart, von der Rasse, vom Klima und von der Ernährung sehr groß ist.
 
 
Rinderhäute etwa 0,5 ... 2%
Schweinshäute etwa 5 ... 30%
Ziegenfelle etwa 3 ... 10%
Schaffelle etwa 10 ... 40%

Tabelle 32: Fettgehalt von Tierhäuten

 
Durch den Einfluss von Wärme und Feuchte und die beim Standardcontainer nicht gegebene Möglichkeit der Ventilation kann es zum Wärmestau kommen, sodass Autoxidationsprozesse ablaufen, die zur Selbsterhitzung führen können.
 
Die optimalen Transporttemperaturen liegen bei 18-23 °C.
 
Einfluss von Feuchtigkeit
Bei Häuten können durch Feuchteeinfluss Fäulnis, Schimmel, Stockfleckigkeit und Haarlässigkeit auftreten. Die Wassergehalte von Häuten und Fellen liegen im Bereich getrockneter Felle bei 10-15 %, trockener Salzhäute bei 15-20 %, nasser Salzhäute bei 20-30 %, und Leder schwankt von 12-17 %.
 
Bei zu feuchter Lagerung, d. h. bei rel. Luftfeuchten > 75 %, neigt Leder zum Schimmeln und Verderb, und bei Lederhandschuhen und Lederschuhen korrodieren die Metallteile (Ösen, Schnallen) (s. Abb. 188).
 
Legende:
Abbildung 188: Sorptionsisothermen für Leder [27]
 
1 - Rindbox-, Boxkalbleder
2 - pflanzlich synthetisch gegerbtes Rind- und Schweinsbodenleder
3 - Schaumkunstleder

 
Bei zu trockener Lagerung von Lederwaren, d. h. bei rel. Luftfeuchten < 55 %, entstehen Trockenschäden durch Brüchigwerden und Rissbildungen, die zu Beanstandungen führen können. Durch starkes Austrocknen entsteht Masseschwund.
 
Verunreinigung
Nach kurzer Berührung vor allem mit Eisen entstehen Rostschäden. Die Container müssen vollkommen sauber sein, da Verunreinigungen mit den Häuten reagieren könnten. Der Farbanstrich des Containerinnern muss absolut in Takt sein, da es mit den Eisen- bzw. Stahlteilen zu Reaktionen und dadurch zu irreversiblen Schäden kommen kann. Gegebenenfalls müssen Container mit einer besonderen Bodenbeschichtung verwendet werden, da die stark riechenden Rückstände der Häute nicht mehr aus einem "normalen" Containerboden entfernt werden können.
 
Mechanische Schäden
Sie treten häufig in Form von Einrissen auf, die u. a. auch eine Folge unsachgemäßer Umschlagarbeiten sein können. Bei unsachgemäßer Stauweise treten bei Trockenhäuten Knickfehler und Falten auf.
 
Schädlingsbefall und Krankheitserreger
Bei Feuchteschäden muss auf die Entwicklung von Maden geachtet werden. Insektenbefall kann schon auf dem Antransport oder bei der kurzzeitigen Lagerung vor der Containerbeladung eintreten. Maden und Käferfraß ziehen schwerwiegende Beschädigungen der Häute nach sich. Häute können auch Milzbranderreger enthalten. Gegebenenfalls sind entsprechende Atteste erforderlich.
 

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