19.3   Papier und Papiererzeugnisse
Charakteristik und Containerfähigkeit
Papier ist ein flächiger, im Wesentlichen aus Fasern vorwiegend pflanzlicher Herkunft bestehender Werkstoff, der durch Entwässern eines Faserbreis (Faserstoffsuspension) gebildet wird. Dabei entsteht ein Faserfilz, der anschließend verdichtet und getrocknet wird. Die wichtigsten Faserrohstoffe sind Holz und Altpapier. Papiersorten sind:
  • Druck- und Pressepapiere
  • Büro- und Administrationspapiere
  • Papier, Karton und Pappe für Verpackungszwecke
  • Hygienepapiere
  • Papier und Pappe für technische und spezielle Zwecke
Papier und Papiererzeugnisse haben Wassergehalte zwischen 6 und 10 %, sie gehören somit der Wassergehaltsstufe 2 (WGS 2) an.
 
Durch die Bearbeitung sind sie Waren mit unterbrochenen Respirationsprozessen, bei denen jedoch weiterhin biochemische, mikrobielle und andere Zersetzungsprozesse ablaufen, sie werden daher der biotischen Aktivität 3. Ordnung (BA 3) zugeordnet. Papier und Papiererzeugnisse erfordern eine Temperatur-, Feuchte- und ggf. Lüftungs-Kondition (LK VI).
 
Sofern Papier in Containern transportiert wird, kommen vorwiegend Standardcontainer zum Einsatz.
 
 
Transporthinweise und Schäden
 
Verpackung
Zeitungsdruckpapier, Pappe, Wellpappe und andere Papiersorten werden i. d. R. in Rollen bis zu 300 cm Breite und mit einem Gesamtgewicht bis zu 4,5 t transportiert. Die sog. Mantelverpackung der unter Druck auf Papphülsen klanghart gewickelten Papierrollen hat eine Verpackungsstärke bis zu 3,5 mm und besteht in der Regel aus mehreren Lagen Kraftpapier. Die Mantelverpackung ist an den Stirnseiten umbörtelt. Die Stirnseiten der Rollen werden durch Pappdeckel geschützt. Der abschließende Kraftpapierdeckel ist in vielen Fällen kunststoffbeschichtet und wird mit der umbörtelten Mantelverpackung verklebt. Er schützt die Rolle bei stehender Verladung.
  • Filterpapier, Altpapier u. a. m. werden überwiegend in Ballen, umreift mit Draht, transportiert.
     
  • Fotopapier, Wachspapier u. a. m. werden in Vollholzkisten transportiert.
     
  • Blatt- oder Bogenpapier (Papierformate) wird in Packpapier eingeschlagen und die Pakete auf Paletten mit Bandeisen umreift.
Hygroskopizität
Da Papier vorwiegend aus pflanzlichen Fasern hergestellt wird, ist es hygroskopisch und neigt zu Quellungen. Durch unsachgemäße Lagerung können Dimensionsänderungen, Deformierungen und Festigkeitsminderungen eintreten.
Abbildung 181: Sorptionsisothermen verschiedener Papiersorten
 
1 - Pergaminpapier (20°C)
2 - Papier (20°C)
3 - Filtrierpapier
 

 
Der Wassergehalt von Papier beträgt je nach Sorte 6-10 %; dieser Wert hält sich konstant bei dem für diese Werkstoffe günstigsten Lagerklima von 20 °C + 5 °C und einer rel. Luftfeuchte von 65 % + 5 %. Abb. 181 zeigt Beispiele von Sorptionsisothermen verschiedener Papiersorten.
 
 
  Sorte Wassergehalt in % rel. Luftfeuchte in %
1. Altpapier
6...12
65...70
2. Filterpapier
5...8
65...70
3. Karton:    
    Chromoersatzkarton
5...8
65...70
    Chromokarton
6...9
65...70
    Faltschachtelkarton
9...12
65...70
    Becherkarton
6...8
60...70
4. Packpapier
5...9
65...70
5. Papierballen
6...10
65...70
6. Vollpappe
8...10
65...70
7. Wachspapier
5...9
65...70
8. Wellpappe
8...14
65...70
9. Zeitungsdruckpapier
6...10
60...70

   Tabelle 29: Wassergehalte und Gleichgewichtsfeuchten von Papier
   und Papiererzeugnissen
 
 
Papier- und Papiererzeugnisse sind beim Umschlag vor jeglicher Feuchtigkeit zu schützen, da Gefahr von Verlusten durch Aufquellen und Reißen einzelner Lagen besteht. Um das Papier vor herabtropfendem Schweißwasser im Container zu schützen, sollte ein Vlies unter dem Containerdach angebracht werden.
 
Kondenswasser kann besonders bei Fahrten von kalt nach warm (skandinavische Häfen, Kontinenthäfen - tropische Löschhäfen in Afrika, Asien) bzw. beim Entladen des Papiers in tropischen Häfen entstehen, wenn die Ware während der Reise nicht genügend erwärmt werden konnte und beim Öffnen der Containertüren der warmen Umgebungsluft ausgesetzt sind. Es entsteht Betauung auf der Ware, der sog. Ladungsschweiß (s. Kap. 10.3.5). Eine Schadenverhütungsmaßnahme in diesem Fall wäre, den Container zwei bis drei Tage in der warmen Umgebung stehen zu lassen, bis die Papierrollen sich der Umgebungstemperatur angepasst haben. Dieses "Aufwärmen" der Ladung, bis deren Temperatur höher ist als der Taupunkt der Umgebungsluft im Empfangsort, kann abgekürzt bzw. unterbleiben, wenn der Container an Deck des Schiffes transportiert wurde und sich dort an die Lufttemperatur des Löschhafens anpassen konnte. Leider sind die Staupositionen der Container auf dem Schiff, trotz modernster Datenverarbeitungstechnik nur schwer oder überhaupt nicht zu beeinflussen.
 
Nässeschäden können auch durch nasse Stellflächen im Lager entstehen. Der Containerboden darf nicht zu feucht sein. Ein maximaler Wassergehalt von 15 % sollte nicht überschritten werden. Nässe kann zur Volumenzunahme durch Quellung um 50-70 % führen, sodass die äußeren Lagen bis zu einer beträchtlichen Tiefe aufquellen und platzen und mehrere hundert Lagen Papier unbrauchbar werden.
 
Feuchte- oder nässegeschädigte Pappen, Papier, Filterpapier und Kartonware erleiden Qualitätsminderungen. Das äußere Erscheinungsbild sind Deformierungen, Verdrehungen, Veränderungen in Glattheit und Farbe, Rückgang der mechanischen Reißfestigkeit und Welligwerden.
 
Beim Unterschreiten des Wassergehalts der Pappe auf < 8 % und Kartonware auf < 5 % treten Sprödigkeit und Schrumpfung der Fasern auf. Da die Bögen im Stapel am freien Feuchtigkeitsaustausch mit der Umgebungsluft gehindert sind, beschränkt sich dieser Ausgleich auf die luftbestrichenen Ränder. Dadurch können Aufbeulungen der Randpartien entstehen, und es kommt zur Tellerbildung der Pappen, die besonders durch intensive Sonneneinstrahlung gefördert wird (s. Abb. 182).
 
Abbildung 182: Tellerbildung bei Papier auf einer Palette
 

 
Temperatur und Feuergefährdung
Der günstige Reisetemperaturbereich liegt bei 0-25 °C. Vorsicht ist geboten, wenn Papierpakete auf Paletten der Sonne ausgesetzt sind: Sie verlieren Feuchtigkeit, und durch Austrocknung schrumpfen die Außenseiten, wölben und verbiegen sich (Tellerbildung).
 
Papier, Pappen und Altpapier in Ballen neigen im Stapel zur thermischen Selbstentzündung. Die Selbstentzündungstemperatur liegt bei 100 °C. Schutz vor Funkenflug und Rauchverbot sind beim Laden und Entladen der Container einzuhalten.
 
Dachpappe, die mit bituminösen Tränkmassen (Teer, Asphaltbitumen) versehen wird, kann durch eine Streichholzflamme entzündet werden. Bei Lagerung im Stapel kann besonders frische Dachpappe der thermischen Selbstentzündung unterliegen.
 
Mechanische Schäden
Mechanische Schäden entstehen durch Druck, Stoß, Reibung (Schamfilen), und durch ungeeignete Umschlaggeräte. Beim Umschlag von Papierrollen sollten nur Speziallade- und -löschgeschirre, wie z. B. Klammer- bzw. Drehklammerstapler, zum Einsatz kommen.
 
Beim Transport von palettierter Ware können mechanische Beschädigungen, insbesondere beim Be- und Entladen des Containers mittels Gabelstapler entstehen. Werden z. B. an den Gabelstaplern zu lange Gabeln verwendet, die auf der anderen Seite der Palette herausragen, kann es beim Heranladen an andere Ladungsteile zu Schäden kommen. Die größte Gefahr der Beschädigung liegt in der unsachgemäß ausgeführten Ladungssicherung. Einerseits kann die Ladung durch die Ladungssicherung selbst beschädigt werden, andererseits liegt in der unzureichenden Ladungssicherung ein erhebliches Beschädigungspotenzial. Die Ladungssicherung sollte stets formschlüssig erfolgen.
  • Eindrücke
    Die Eindrücke verursachen bis zu ihrer Tiefe in den Papierlagen Schäden. Daher dürfen im Container keine Ladungsrückstände, Restmaterial von vorangegangenen Ladungssicherungen, verbleiben oder Unebenheiten auftreten.
     
  • Kanten- und Rissschäden
    Kanten- und Rissschäden entstehen durch Schlag und Stoß. Die äußerlich oft kleinen Schäden erweisen sich nach Entfernen der Verpackung oftmals als große Papierverluste, da die eingerissenen Lagen nicht zur Verarbeitung gelangen können. Bei Einrissen sind die Lagen bis zur Tiefe der Einrisse unbrauchbar; sie werden abgerissen (abgespeckt) und nur noch als Altpapier verwendet (s. Abb. 183).
 
Abbildung 183: Rissschäden an Papierrollen führen zu erheblichen Papierverlusten, da sie bis zur Tiefe des Einrisses unbrauchbar werden.
Foto: U. Schieder

 
Nach folgender Formel kann der prozentuale Schaden bei eingerissenen Rollen ermittelt werden (s. Abb. 184, 185):
 
 
 
 
wobei
T - Tiefe des Einrisses
D - Ø der Rolle
d - Ø der Hülse
S - Ø Schaden in %

 
   Abbildung 184: Formel zur Ermittlung des prozentualen Schadens
   bei eingerissenen Rollen [59]
 
 
Abbildung 185: Schema zur Berechnung des Papierverlustes bei beschädigten Rollen [59]
 
 
 
T - Tiefe des Einrisses
D - Ø der Rolle
d - Ø der Hülse

Tab. 30 gibt eine Übersicht über die Ausmaße der Schäden in Abhängigkeit von der Tiefe der Beschädigung:
 
 
Tiefe der Beschädigung Rollendurchmesser
  91cm 95cm 100cm
3,0 cm 12,91% 12,37% 11,76%
4,0 cm 17,02% 16,31% 15,52%
5,0 cm 21,02% 20,17% 19,19%
6,0 cm 24,94% 23,93 22,79%
7,0 cm 28,75% 27,61% 26,30%
8,0 cm 32,47% 31,19% 29,74%
9,0 cm 36,08% 34,69% 33,09%
10,0 cm 39,60% 38,10% 36,36%

 
   Tabelle 30: Ausfall der Beschädigung in % der Rollenmasse
   bei einem angenommenen Hülsendurchmesser von 10 cm
 

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