19.1   Holz und Rinden
Charakteristik und Containerfähigkeit
Holz besteht aus meist lang gestreckten, fest miteinander verwachsenen, mikroskopisch kleinen Zellen. Diese bestehen aus der Zellwand und dem Zellhohlraum (Zelllumen), daher ist Holz ein porenerfüllter Körper, der hauptsächlich aus Zellulose, Hemizellulose, Lignin und Wasser besteht.

 
Abbildung 166: Holzkeil einer vierjährigen Kiefer;
Schmeil [50]
 
1...4 - Jahresringe mit F-Frühholz und S-Spätholz
5 - Borke (Rinde)
6 - Bast
7 - Markstrahlen
8 - Mark
9 - Splintholz
10 - Kernholz
11 - Harzgänge

 
Der makroskopische Aufbau ist Abb. 166 zu entnehmen. Neben der Borke (Rinde) und Bastzone sind das Splint- oder Weichholz und das Kern- oder Hartholz zu unterscheiden. Das helle, weiche Splintholz mit seinen lebenden Zellen dient zum Transport von Wasser und Nährstoffen, was in den äußeren Jahresringen geschieht. Das Kern- oder Hartholz, dessen Zellen abgestorben sind, ist oft von dunkler Farbe durch Einlagerung von Kernstoffen, z. B. Gerb- und Farbstoffen, Harzen und anderen Holzinhaltsstoffen sowie von Reservestoffen. Kernholz ist im Vergleich zum Splintholz wasserärmer, schwerer, härter und dauerhafter.
  • Kernholzbäume sind Bäume mit einem großen Kernholzanteil, z. B. Mahagoni, Zeder und Eiche (s. Abb. 167).
     
  • Splintholzbäume, die in der Farbe und im Wassergehalt keinen Unterschied zwischen innerem und äußerem Holz zeigen, sind z. B. Birke, Weide und Linde.
     
  • Gedresstes Holz ist vom Splint befreites Holz. Der Splint ist für Insektenbefall sehr anfällig, das Kernholz weniger.
Abbildung 167: Makoré - tropisches Rundholz aus Westafrika mit schwarzem, ziemlich insektenfestem Kernholz (innen) und hellem, insektenan-fälligem Splintholz (außen);
Foto: U. Scharnow

Rinden sind das äußere Abschlussgewebe von Bäumen, das vor allem Kork produziert. Die äußeren Gewebeschichten sterben ab und bilden dann die Borke. Die Rinden mancher Bäume liefern wertvolle Waren, so z. B. Gerbstoffe (Akazie, Brasilien- und Eichenrinde), Gewürze (Zimt), Arzneimittel (Chinarinde, Cascara, Quebrachorinde) und Kork (Korkeiche) (s. Abb. 168).
 
Abbildung 168: Korkrinde von der Korkeiche (Quercus suber);
Foto: U. Scharnow

Holz und Rinden haben Wassergehalte von ca. 4 bis = 30 % und gehören der Wassergehaltsstufe 2 (WGS 2) an.
 
Sie sind Waren biotischer Aktivität 3. Ordnung (BA 3), weil ihre Respirationsprozesse unterbrochen sind, jedoch weiterhin biochemische, mikrobielle und andere Zersetzungsprozesse ablaufen.
 
Stammholz wird sehr häufig frisch und deshalb mit sehr hohen Feuchten transportiert. Stehen in einer Luke mehrere dieser Container, kann es aufgrund der Zersetzungsprozesse zu erhöhten CO2-Konzentrationen bzw. zu Sauerstoffmangel kommen.
 
Die Anforderungen an die Lagerklima-Kondition sind von den Formsortimenten und ihrer Verpackung vom losen Transport bis zum Transport in Verschlägen, Kisten (Rinden auch in Säcken und Ballen) abhängig. Das heißt, dass sie schutzlos den atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt sein können, was bis hin zur Temperatur-, Feuchte- und ggf. Lüftungs-Kondition (LK VI) reichen kann.
 
Damit im Zusammenhang ist auch die Containerfähigkeit einzuschätzen, die vom Lolo-Transport mit Open-Top-Containern über Flats, Platforms bis zum Standard- und Spezialcontainer (Logcontainer) reicht.
 
Für Hölzer und speziell für tropische Hölzer müssen häufig spezielle Ex- bzw. Importzertifikate vorliegen. Diese Zertifikate belegen dann z. B., dass das Holz in einer Waldfarm geschlagen wurde, und garantieren, dass das Holz aus Forstbetrieben stammt, von denen von einer unabhängigen und anerkannten Zertifizierungsstelle eine ordnungsgemäße Forstwirtschaft bescheinigt wurde.
 
Transporthinweise und Schäden
Sämtliche Holzarten, bearbeitet und unbearbeitet, werden im Container befördert. Das Holz gelangt als Rundholz (round timber, log, s. Abb. 169) und Schnittholz (cut timber, s. Abb. 170) zum Transport.
 
Abbildung 169:
Rundholz, das durch Stahlbänder zu Bündeln zusammengefasst ist;
Foto: U. Scharnow
Abbildung 170:
Schnittholz, das durch Stahlbänder zu Paketen zusammengefasst ist;
Foto: U. Scharnow

Furniere und Platten werden in Kisten, Verschlägen, in Bandeisen mit Kantenschutz oder palettiert transportiert. Furnierholz sind dünne Holzplatten von 0,6-6,0 mm Stärke, die zum Belegen von Möbeln verwendet werden. Furniere sind eine wertvolle Ladung, besonders wenn sie von Edel- bzw. exotischen Holzarten stammen.
Rinden werden in Säcken, Ballen, Fässern und Kisten transportiert.
 
Hygroskopizität
Aufgrund des Porenreichtums des Holzes spricht man vom Holz als porösem Körper, wobei die Lumina mit Wasser oder Wasserdampf gefüllt sein können. Die Hölzer werden anhand ihres Wassergehalts wie folgt eingeteilt (Tab. 24).
 
 
Bezeichnung Wassergehalt in %
darrtrockenes Holz 0 ... 6
raumtrockenes Holz 6 ... 10
sehr trockenes Holz 10 ... 12
lufttrockenes Holz 12 ... 15
wenig trockenes Holz 15 ... 20
grünes Holz (waldtrocken) 20 ... 25
fasergesättigtes Holz 30 ... 33
wassergesättigtes Holz > 33

   Tabelle 24: Wassergehalt des Holzes in %
 
 
Fasersättigung bedeutet, dass die Zellwände maximal wassergefüllt, und Wassersättigung, dass alle Lumina maximal wassergefüllt sind.
 
Dabei gilt lufttrockenes Holz als containertrocken, seine Gleichgewichtsfeuchte liegt bei einer Temperatur von 20 °C bei 70-80 % (s. Abb. 171).
 
Abbildung 171: Sorptionsisotherme für Holz, lufttrocken (20 °C)

Rinden sind vor allem vor jeglicher Feuchtigkeit (See-, Regen-, Kondenswasser) zu schützen, da sie leicht zum Schimmeln und Verderb neigen. Der Wassergehalt beispielsweise von Korkrinde beträgt 4-5 %, die Gleichgewichtsfeuchte liegt bei 65-70 % bei 20 °C.
 
Das Holz "arbeitet", d. h., es quillt bei Feuchteaufnahme und schwindet bei Trocknung. Bei Lagerung in der Sonne können durch Trocknung infolge Sonneneinstrahlung Trockenrisse auftreten.
 
Wenn die palettierten Furniere lediglich von außen Feuchtebeschädigungen aufweisen, kann ein Nässeeinbruch vorliegen. Wurde der Container bei Übernahme der Ladung auf Dichtigkeit überprüft, kann davon ausgegangen werden, dass es sich um einen Vorlagerungsschaden oder um abtropfendes Schweißwasser im Container handeln muss.
 
Durch Einfluss von Feuchte neigen Furniere vor allem zur Welligkeit und zum Entleimen der Platten.
 
Welligkeit der Furniere kann drei Ursachen haben:
  1. Wenn die Furniere trocken sind und keine Feuchtigkeitsflecken aufweisen, kann ein Produktionsfehler (zu scharf getrocknet) die Ursache gewesen sein.
     
  2. Wenn Flecken und Fleckenränder sichtbar sind, das Furnier aber trotzdem trocken und wellig ist, ist zu vermuten, dass das Furnier während der Lagerung vor dem Containertransport nass geworden ist und noch einmal getrocknet wurde.
     
  3. Wenn das Furnier noch nass und wellig ist, kann ein Transport- oder Lagerschaden vorliegen. Im letzteren Fall müssen der Lkw oder der Container undicht gewesen sein, oder es wurde im Regen verladen. Je stärker die Furniere auf den Paletten zusammengedrückt worden sind, desto unempfindlicher sind sie gegen Einflüsse von außen!
Dichte
Man unterscheidet die Reindichte von der Rohdichte. Die Reindichte bezieht sich auf die reine Holzmasse, d. h., sämtliche Lumina innerhalb des Holzkörpers sind durch Zusammenpressung verschwunden. Die Reindichte ist bei allen Holzarten gleich und beträgt 1,50 g/cm³. Die Rohdichte oder Raumdichte setzt sich aus der Holzmasse und dem Hohlraumanteil zusammen und ist entsprechend der verschiedenen Struktur der Holzarten unterschiedlich. Vergleichsmöglichkeiten sind nur bei Hölzern mit gleichem Wassergehalt gegeben. Als Festpunkte gelten 0 % Wassergehalt (gedarrtes Holz) und 15 % Wassergehalt (lufttrockenes Holz, s. auch Tab. 25).
 
 
Kategorie Dichte in g/cm³
sehr leichte Holzarten < 0,40
mäßig leichte Holzarten 0,41...0,50
leichte Holzarten 0,51...0,60
mäßig schwere Holzarten 0,61...0,70
schwere Holzarten 0,71...0,80
sehr schwere Holzarten > 0,80

Tabelle 25: Einteilung der Holzarten nach der Dichte

 
 
Balsaholz mit einer Dichte von 0,14-0,44 g/cm³ ist das leichteste Holz, während Quebrachoholz (1,12 g/cm³), Ebenholz (1,18-1,33 g/cm³) und Pockholz (1,20-1,30 g/cm³) zu den sehr schweren Holzarten zählen.
 
Maßnahmen zur Qualitätserhaltung
Um das Holz vor Schäden zu bewahren, können
  • mechanische Hilfsmittel und
  • chemische Holzpflegemittel
angewandt werden.
 
Zur Verhinderung der Rissbildung durch Austrocknung des Holzes werden am Stammquerschnitt Stahlblechsicherungen angebracht. Dadurch können jedoch bei gerbstoffreichen Hölzern oxidative Verfärbungen auftreten. Um Rissbildungen, oxidative Verfärbungen und Pilzbefall zu hemmen, werden die Querschnitte der logs bzw. die rindenfreien Mantelflächen unmittelbar nach dem Fällen mit Wachs, Paraffin, Latex oder Kalk konserviert, z. B. Limba, Pino Brazil (Brasilkiefer); Limba ist in der Regel gekalkt.
 
 
Schäden
 
Mechanische Schäden
Starke Qualitätsminderungen entstehen durch Rissbildung infolge Schwindens durch Austrocknung. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt besteht die Gefahr von Frostrissen, z. B. bei Ilomba und Aiélé.
 
Die größte Gefahr der mechanischen Beschädigung besteht beim Be- und Entladen der Container. Darüber hinaus führt mangelhafte Ladungssicherung sehr häufig zu Schäden an den sensiblen Kanten und Ecken der Furnierpakete. Um mechanische Schäden an den Paketen zu vermeiden, ist neben einem fach- und sachgerechten Umschlag der Waren eine beanspruchungsgerechte Verpackung dringend erforderlich. Kantenschutz sowie containermodulgerechte Maße der Pakete sind hier besonders hervorzuheben. Richtiger Kantenschutz stellt sicher, dass die Furniere kleine Ramponagen beim Be- und Entladen schadenfrei überstehen. Die Containermodularität gewährleistet eine formschlüssige Beladung der Container und ermöglicht so das Gros der Ladungssicherung ohne zusätzliche Aufwendungen.
 
Die Pakete sollten einen palettenartigen Unterbau besitzen, damit sie problemlos mit Flurförderzeugen gehandelt werden können. Müssen Pakete längs in den Container geladen werden, so ist sicherzustellen, dass der Palettenunterbau auch von der schmalen Seite mit Flurförderzeugen zu unterfahren ist. Dies stellt sicher, dass ein schadenträchtiges "Schieben" oder "Ziehen" der Pakete unterbleiben kann.
 
 
Gesundheitsgefährdung
Über 30 verschiedene Holzarten enthalten Reiz- oder Giftstoffe, z. B. Kkhaya, Afrikanisches Padouk, Amarante, Beté, Jarrahholz, Pockholz, Makoré. Wegen Gefahr einer Hautentzündung (Dermatitis) ist bei Splitterverletzungen Vorsicht geboten.
 
 
Schäden durch Schädlinge und Pilzbefall
 
Schädlingsbefall
Von großem Einfluss auf die Qualität tropischer Nutzhölzer durch Schädlinge und Pilzbefall sind die Transportart und Transportzeit auf der nicht containerisierten Vorreise.
 
"Wurmstichigkeit" wird durch Bohrgänge Holz zerstörender Insekten hervorgerufen (Käfer, Holzwespen und Holzbohrer). Besonders anfällig ist das weiche Splintholz. Gedresste Hölzer sind daher nicht so gefährdet.
 
Ein besonderes Augenmerk muss auf den Befall der tropischen Rundhölzer mit Termiten gerichtet werden. Termitenbefallenes Holz weist tunnelförmige Gangsysteme auf, sog. "Galerien". Importierte exotische Laubrundhölzer sind grundsätzlich auf Termitenbefall zu prüfen. Termitenfeste Holzarten sind z. B. Jarrah, Ostindischer Palisander, Teak und Izombé.
 
Pilzbefall
Unter den Pilzen, die tropische Nutzhölzer befallen können, unterscheidet man zwischen
  • Holz zerstörenden Pilzen, die die "Weiß-", "Rot-" und "Braunfäule" erzeugen können, und
     
  • Holz verfärbenden Pilzen, die u. a. die Verblauung hervorrufen.
Durch den Pilzbefall, besonders durch die Bläuepilze, können erhebliche Qualitätsminderungen am Furnierholz, und hier besonders am Splintholz, während der Seereise entstehen. Die optimalen Temperaturen für Bläuepilze liegen bei 27-30 °C; dieses Optimum deckt sich mit dem Optimum der Holz zerstörenden Insekten. Die Holz zerstörenden Pilze haben ein Optimum bei 33-40 °C. Beide Gruppen entwickeln sich bei einer rel. Luftfeuchte von 85-95 % optimal. Das Splintholz wird wegen seines Gehalts an Zucker, Stärke und Eiweiß von den Pilzen bevorzugt (s. Tab. 26).
 
 
  optimale Temperatur Wassergehalt für untere
Wachstumsgrenze
optimale Gleichge-
wichtsfeuchte
Bläuepilze 27...30°C
(max. 35°C)
30 %
(Fasersättigungspunkt)
85...95 %
Holz zerstörende Pilze 33...40°C 20°C 85...95 %
hygrophile Schimmelpilze 37°C feuchte und nasse Oberflächen 95...99 %
Holz zerstörende Insekten 27...30°C mind. 15 % Luft in den Poren des Holzes > 75 %

   Tabelle 26: Optimale Temperatur- und Feuchteansprüche von
   Holz schädigenden Pilzen und Insekten
 
 
Abbildung 172: Vom Pfahl- oder Schiffsbohrwurm (Teredo navalis) zerstörter Buhnenpfahl aus Kiefernholz;
Foto: Ragna Scharnow

Abbildung 173: Pfahl- oder Schiffsbohrwurm (Teredo navalis)
 
1 - Kopfende mit den beiden Muschelschalen
2 - wurmförmiger Körper
3 - Schwanzende
4 - weitere Bohrgänge

Geflößtes Holz kann durch Muscheln und Krebstiere (z. B. Balaniden) befallen werden. Die Zerstörungen des Holzes durch Bohrmuscheln gehen infolge hoher Individuenzahl sehr rasch vor sich (s. Abb. 172, 173). Nur wenige Holzarten sind bohrmuschelfest, z. B. Azombé, Teak und Acariquara (s. Abb. 174). Letztere werden daher zum Buhnenbau eingesetzt.
 
Abbildung 174: Acariquaraholzstämme aus Brasilien, das bohrmuschel- und salzwasserfest, von faseriger Struktur und mit Hohlräumen versehen ist. Mehrere Stämme sind durch Bandeisen zu Bündeln zusammengefasst.
Foto: U. Scharnow

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