13.12.2 Lebensbedingungen der Vorratsschädlinge | |||||||||
Nahrung
Einige Schädlinge sind an spezielle Nahrungsarten gebunden, z. B. Kleidermotten und Pelzkäfer (monophag). Die Mehrzahl der Vorratsschädlinge treten in fast allen Lebens- und Futtermitteln auf (polyphag). Dass die Vorratsschädlinge meist nicht an eine bestimmte Ware als Nahrungsquelle gebunden sind, sei am Beispiel des Koprakäfers (Necrobia rufipes) gezeigt: Kopra ist häufig von dem so genannten Koprakäfer (dem Rotbeinigen Schinkenkäfer) befallen. Dieser Schädling und seine Larven befallen auch Därme, Dörrobst, Erdnusskuchen, Feigen, Felle, Häute, Käse, Kakao, Kokoskuchen, Kokosraspel, Trockeneigelb, Trockenfleisch (Wurst), Trockenobst, Schinken und Speck. Es darf daher von Koprakäfern befallene Kopra nicht mit den aufgezählten Waren in demselben Container gestaut oder in der Nachbarschaft einer Lagerhalle gelagert werden. Schaben fressen nicht nur an Lebensmitteln, sondern auch an Papier, Textilien und Lederwaren. Ratten gehen ebenfalls nicht nur an Nahrungsmittel, sondern können beispielsweise an Seidenballen großen Schaden anrichten. Ein bedeutender Schadenfall entstand u. a. durch den Tabakkäfer (Lasioderma serricorne), der von Kopraflocken auf Teekisten überging. Durch Begasung der Teekisten entstand neben den Kosten der Begasung eine Qualitätsminderung von 50 %. Auch im Verpackungsmaterial (Fässer, Kisten, Stoffumhüllungen) sind sie zu finden. Auch muss noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass Vorratsschädlinge längere Zeit hungern können. Der Khaprakäfer (Trogoderma granarium) kommt z. B. etwa ein Jahr lang ohne Nahrung aus (s. Abb. 61).
Temperaturansprüche Hinsichtlich der Temperaturansprüche wird zwischen gleichwarmen (homoilothermen) und wechselwarmen (poikilothermen) Tieren unterschieden. Gleichwarme Tiere, wie Ratte und Maus, regeln ihre Lebensfunktionen durch die konstante Einhaltung einer gleichmäßigen Körpertemperatur. Daher können Ratten und Mäuse ohne weiteres auch in Kühlcontainern oder Kühllagern vorkommen. Wechselwarme Tiere, zu denen die Insekten und damit die Mehrzahl der Vorratsschädlinge gehören, sind weitgehend von den Außentemperaturen abhängig. lhre Stoffwechselfunktionen, wie Atmung, Nahrungsaufnahme, Beweglichkeit und Vermehrung, sind sehr temperaturabhängig, wie aus den Optimumkurven der Abb. 62 und 63 hervorgeht.
Aus der Abbildung 62, die die Beweglichkeitskurve sowie die Temperaturgrenzen des Lebensbereiches der Insekten darstellt, können folgende Erkenntnisse gewonnen werden: Es besteht eine enge Beziehung zwischen Temperatur und Stoffwechsel. Mit steigender Temperatur nehmen die chemische und enzymatische Reaktionsgeschwindigkeit und damit der Stoffwechselumsatz im Körper zu, wodurch auch die Beweglichkeit der Tiere zunimmt. Die Zone der Beweglichkeit geht von 0-45 °C, wobei das Optimum geordneter Bewegungen bei 20 °C und der Höhepunkt der Beweglichkeit bei 37 °C liegt. Daraus kann man schlussfolgern, dass mit steigender Temperatur im Container die Gefahr des Befalls benachbarter Ladungspartien durch Vorratsschädlinge erhöht wird. Der Höhepunkt der Beweglichkeit wird aber rasch überschritten, die Kurve fällt von 37 °C auf 45 °C steil ab; denn die Enzyme werden bei höheren Temperaturen durch Eiweißdenaturierung immer mehr geschädigt, sodass es letzten Endes zum Wärmetod kommt (45-50 °C). Abtöten der Insekten durch Erhitzen (70 °C) ist daher eine mögliche Bekämpfungsmethode.
Bei niedriger Temperatur verringern sich die Stoffwechselprozesse, damit verlangsamen sich auch die Bewegungen, bis die untere Beweglichkeitsgrenze bei 0 °C erreicht ist. Schließlich kommt es zur Kältestarre sowie zum Aufhören aller Lebensfunktionen und beim Gefrieren zum Kältetod. Daher spielen die poikilothermen Schädlinge in Kühlcontainern keine Rolle. Im Allgemeinen liegt die untere Beweglichkeitsgrenze bei 5-10 °C, während andere Insekten zum Teil schon bei 15 °C in Kältestarre verfallen. Auch die Entwicklungsdauer der einzelnen Entwicklungsstadien der Vorratsschädlinge, wie Eier, Larven und Vollkerfe (voll entwickelte Insekten), verläuft in der Art einer Optimumkurve, wie es für die Entwicklung der Mehlmotteneier in Abb. 63 gezeigt wird. Aus dieser Darstellung geht hervor, dass die Eier bei 30 °C nur etwa fünf Tage zur Entwicklung benötigen, während sich schon bei einer Verringerung der Temperatur auf 10 °C die Entwicklungsdauer auf dreißig Tage verlängert. Die vitale Optimumstemperatur, bei der die Nachkommenschaft am größten und die Sterblichkeit am geringsten, d. h. die Gefährdung der Waren bei Befall mit tierischen Schädlingen am größten ist, liegt zwischen 25 und 30 °C. Die Lebensdauer zeigt nicht die enge Kopplung mit der Temperatur wie die Stoffwechseltätigkeit. Es kann sogar durch niedrige Temperaturen und damit verringertem Stoffwechselumsatz zu einer höheren Lebensdauer kommen. Völliger Nahrungsentzug wird daher besser bei niedrigen Temperaturen (Lebensdauer vom Kornkäfer bei 5-6 °C etwa zwölf Monate) als bei höheren Temperaturen (Lebensdauer vom Kornkäfer bei 8-20 °C etwa zwei bis drei Monate) vertragen, sodass zeitweiliger Nahrungsmangel nicht abtötet. Die Behaglichkeits- oder Vorzugstemperatur gibt an, welche Temperaturen die tierischen Vorratsschädlinge bevorzugen, wenn sie die Wahl zwischen verschieden temperierten Räumen haben. Die aus den Tropen kommenden Vorratsschädlinge bevorzugen höhere Temperaturen als solche aus gemäßigten Breiten. Hieraus kann man auch ableiten, dass mit dem Hauptschaden durch tierische Vorratsschädlinge in tropisch warmen Zonen oder in den kühleren Klimabereichen zur warmen Jahreszeit gerechnet werden muss. Dabei ist aber zu bedenken, dass bei starkem Schädlingsauftreten durch Wärme- und Feuchteentwicklung die Tätigkeit der Tiere auch in den Wintermonaten aktiviert wird. Feuchte Neben den Temperaturen spielen auch der Wassergehalt bzw. die relative Luftfeuchte eine Rolle. Ausgehend von den Feuchteansprüchen, kann man zwei Gruppen unterscheiden:
Aufenthaltsorte Eine charakteristische Eigenschaft der tierischen Vorratsschädlinge ist das Aufsuchen von Schlupfwinkeln. Dies wird durch zwei Faktoren verursacht:
Von hier aus können sie neu übernommene Waren befallen; daher müssen die Container vor der Ladungsübernahme absolut sauber sein. DDie Aufenthaltsorte können auch in Abhängigkeit von der Metamorphose der Schädlinge gewechselt werden. So suchen z. B. die Vollkerfe (Imagines) neue Orte als Brutstätten zur Eiablage oder die Larven Verpuppungsorte auf. Auf diese Weise entstehen während des Transports gelegentlich Schäden, die nicht durch für die betreffende Warenart typische Schädlinge verursacht werden, sondern von tierischen Irrgästen aus Beiladungen stammen. Die Gefahr derartiger Schäden ist umso größer, je länger der Weg und die Transportdauer sind. Hierfür einige Beispiele:
Aus diesen angeführten Beispielen ist zu schlussfolgern, dass vor allem bei längeren Transporten der Zusammenstau von Nahrungs- und Genussmitteln, Häuten und Fellen mit Textilien aller Art in einem Container vermieden werden muss. |
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