10.3.6.4   Ladungsschweißbildung bei seewegbedingtem Anstieg der Lufttemperatur - Reise in die Tropen
Ladungsschweiß entsteht, wenn die Temperatur der Oberfläche der Ladung niedriger liegt als die Taupunkttemperatur der Außenluft (TLO < A). Für den hier betrachteten geschlossenen Standardcontainer (s. Abb. 29) ergibt sich als wesentlicher Vorteil, dass die Außenluft nur wenig Zutritt zur Ladung im Container hat.
 
TA - Temperatur außen
TW - Wassertemperatur
TL - Temperatur der Ladung
φA - rel. Luftfeuchte außen
TR - Temperatur im Raum
A - Taupunkt außen
R - Taupunkt im Raum
TLO - Temperatur der Ladungsoberfläche

AAbbildung 29: Ladungsschweißbildung bei seewegbedingtem Anstieg der Lufttemperatur - Reise in die Tropen;
U. Scharnow [46]

Allerdings sollte man in diesem Fall den Luftaustausch durch die kleinen Lüfteröffnungen und Undichtigkeiten der Türen, die bei hohen Windstärken entstehen, nicht unterschätzen. Dieser Luftwechsel reicht aus, um Korrosionsvorgänge bzw. andere physikalische, chemische oder biotische Prozesse bei solchen Waren, wie Kristallzucker in Säcken, Zement, Chemikalien u. Ä., die schon durch geringe Feuchteablagerungen nachteilig beeinflusst werden, einzuleiten. Hier sollten auch diese Öffnungen geschlossen (Dichtkleben) und auf gutes Abdichten der Türen geachtet werden, denn viele dieser Waren schaffen sich ein eigenes für die Lagerung durchaus geeignetes Kryptoklima.
 
Die Möglichkeit der Unterbindung eines Luftaustausches schafft auch neue Voraussetzungen, Transporte zu realisieren, die bisher nicht durchgeführt oder nur mit großen Risiken verbunden waren, z. B. Transport von Weißzucker im Winter von Europa in die Tropen. Beim Entladen zeigte sich, dass der Zucker von innen heraus Feuchte an die Sackumhüllung (Jutesäcke) abgegeben hatte und an der Oberfläche verblockt, d. h. hart geworden war. Dieses Schadenbild lässt sich wie folgt erklären:
 
Bei längeren Reisen bleiben die inneren Säcke des Stapels länger kalt; es erfolgt durch das unterschiedliche Sorptionsverhalten ein Wasserdampftransport von dem schon wärmeren äußeren Zucker zu dem noch kälteren Zucker im Stapelinnern. Hierdurch entstanden Wasserflecke auf den Zuckersäcken des kalten Ladungskerns, während die äußeren verblockt waren.
 
Waren, im Container als ein großer Block gestaut, können bei wenigen Reisetagen nicht erwärmt werden. Die Bedingungen für eine Ventilation sind nicht gegeben. Beim Entladen werden die Säcke infolge Kondensation der feuchtwarmen tropischen Luft an den noch kalten Säcken nass, bevor sie noch an den Empfänger übergeben werden konnten.
 
Der Container muss im Bestimmungshafen nicht sofort geöffnet werden. Die nahezu hermetisch von der Außenluft abgeschlossene Ladung hat dann Zeit, sich auf das Temperaturniveau des Bestimmungshafens einzustellen.
 

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