10.3.5.2   Schweißwasserstufen
Messreihen, die an der Ingenieurhochschule für Seefahrt Warnemünde/Wustrow im Laderaummeteorologischen Messfeld durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass diese Kondensation an der Decke des Containers am stärksten ist und dass hier am Tage trotz starker Erhitzung durch Einstrahlung keine Abtrocknung erfolgt, wie das an den Wänden regelmäßig beobachtet werden kann und somit die Schweißwassermenge nach einigen Tagen derart zunimmt, dass das Wasser abtropft und auf die Ladungsoberfläche fällt.
 
Abbildung 23: Die absolute Schweißwassermenge in g/m² nach den Schweißwasserstufen;
Svenson [54]

Abb. 23 zeigt die Bestimmung der absoluten Schweißwassermenge in g/m² nach Schweißwasserstufen, d. h., wie viel Gramm Schweißwasser bei den einzelnen Stufen auf einen Quadratmeter Fläche kommen. Die Tab. 1 zeigt die Beobachtungsmerkmale zur Klassifizierung der Schweißwasserstufen. Mit diesen Darstellungen kann der Sachverständige einen Schweißwasserschaden gut einschätzen.
 
Stufe Kennzeichen Wassermenge
in g / m²
0 kein Schweißwasser 0 trocken
1 Oberfläche fasst sich feucht an (nicht nur kalt). 0...40
2 Schweißwasser lässt sich mit der Hand zusammenschieben und läuft dann ab. 40...120
3 deutliche Tropfenbildung. Die Tropfen laufen an senkrechten Wänden einzeln ab. 120...300
4 Flächen dicht mit großen Tropfen besetzt, die an senkrechten Flächen häufig abfließen 300...540
5 vereinzeltes Abtropfen von der Decke, an senkrechten Flächen ständiges Abfließen 540...760
6 starkes Herabtropfen von der Decke, Pfützenbildung am Fuß senkrechter Flächen 760 und mehr

   Tabelle 1: Beobachtungsmerkmale zur Klassifizierung der Schweißwasserstufen;
   U. Scharnow
 
 
Abb. 24 zeigt Schweißwasserbildungen an der Containerdecke. Von besonderer Bedeutung ist die Schweißwasserbildung der einzelnen Begrenzungsflächen entsprechend ihrer Exposition und das unterschiedliche Auftreten der Schweißwasserstufen bei verschiedenen Strahlungsbedingungen.
 
Abbildung 24: Containerschweiß: Schweißwasserstufe 4;
Foto: Schieder [18]

Siehe hierzu Abb. 25, die die prozentuale Häufigkeit für das Auftreten der Schweißwasserstufen auf den einzelnen Begrenzungsflächen des Containers darstellt. Auffallend ist vor allem der extrem hohe Prozentsatz des Auftretens von Schweißwasser am Containerdach, verbunden mit dem extrem niedrigen Prozentsatz des Auftretens der Schweißwasserstufe 0. Weiterhin zeigt sich z. B., dass die geringste Schweißwassergefährdung an der Südwand des Containers auftritt. Das drückt sich dadurch aus, dass die größte Häufigkeit des Auftretens der Schweißwasserstufe 0 in beiden Klassen an der Südwand zu verzeichnen ist, während in den höheren Schweißwasserstufen durchweg geringere Häufigkeiten auftreten. Aus den hier gezeigten Verteilungen wie auch aus anderen Untersuchungen ergibt sich eindeutig, dass am Containerdach stets das meiste Schweißwasser auftritt. Das stimmt auch mit den Untersuchungen zum Mechanismus der Schweißwasserbildung im Container überein. Diese Tatsache hat besondere Bedeutung, da an den Wänden vorhandenes Schweißwasser ohne größeren Schaden ablaufen kann, während am Dach befindliches Schweißwasser direkt auf die Ladung tropft und somit die größere Gefahr bildet.
 
Abbildung 25: Häufigkeit des Auftretens von Schweißwassermengen an den Begrenzungsflächen eines Containers;
U. Scharnow

 
Eine weitere Schlussfolgerung, die sich aus Abb. 25 ergibt, ist die Zunahme der Bildung von Schweißwasser mit verbesserten Strahlungsbedingungen. Die Gefährdung der im Container eingelagerten Waren ist unter strahlungsarmen Bedingungen weitaus geringer als unter ausgeprägt guten Strahlungsbedingungen.
 
Von Bedeutung für die Schweißwasserbildung ist das Feuchtegleichgewicht, das auch als Temperatur-Taupunkt-Differenz angegeben werden kann (s. Kap. 10.2.6). Liegt die Gleichgewichtsfeuchte der Ware niedrig, z. B. bei 60 % relativer Luftfeuchte, so ergibt das eine Temperatur-Taupunkt-Differenz von etwa 8 °C, d. h., die nächtliche Abkühlung der Containerwand muss 8 °C betragen, damit der Taupunkt der Luft an der Containerwand unterschritten wird. Bei einer hohen Gleichgewichtsfeuchte, z. B. von 75 %, genügen schon 5 °C Abkühlung, und die Kondensation setzt ein.
 
Da die Gleichgewichtsfeuchte eine Funktion des Wassergehalts der Ware ist, kommt es folglich darauf an, die hygroskopischen Waren möglichst trocken in den geschlossenen Container (containertrocken) einzubringen. Je geringer der Wassergehalt der eingebrachten Ware, umso geringer ist auch die Neigung zur Schweißwasserbildung im Container.
 
Gefahr der Schweißwasserbildung ist gegeben, wenn Container aus einem warmen Klimagebiet in ein kälteres Klimagebiet gelangen und nicht zügig entladen werden. So waren z. B. drei Container mit Kaffee, deren Warentemperatur bei 18 °C lag, während die Außentemperatur nahe 0 °C betrug, zu unterschiedlichen Zeitpunkten entladen worden. Der erste Container wurde sofort geöffnet und geleert. Er wies starkes Schweißwasser an der Decke auf, das auch heruntertropfte; aber der Kaffee trug keinen Schaden davon.
 
Der zweite Container wurde einen Tag später entladen und zeigte erhebliche Schweißwasserschäden in Form einer Durchnässung der obersten Schicht.
 
Am dritten Tag wurde der dritte Container entladen: Eine starke Durchnässung war die Folge, verbunden mit deutlichem Schimmelansatz.
 
Abb. 26 zeigt die gemessene Schweißwasserbedeckung im Standardcontainer unter Strahlungsexponiertheit im Hochsommer in Mitteleuropa von 0-40 cm Eindringtiefe: Von 300 g/m² in den obersten Zentimetern verringert sich das Schweißwasser auf 0-40 g/m² unterhalb von 25 cm.
 
Abbildung 26: Gemessene Schweißwasserbedeckung im Standardcontainer unter Strahlungsexponiertheit (Mitteleuropa - Hochsommer);
Svenson [55]

Folgende Schadenverhütungsmaßnahmen zur Abwendung von Schweißwasserschäden werden empfohlen:
  • zügiges Entladen der Container, wenn die Warentemperatur noch höher liegt als die Außentemperatur
  • Papiergarnier legen, um das Schweißwasser abzufangen
  • Auslegen einer Plastikplane mit einem Kondenswasserreservoir, Anbringen eines Vlieses
  • Einbringen von Trockenmitteln

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