17.1   Charakteristik und Containerfähigkeit
Hygroskopische Lebensmittel sind Waren mit niedrigem Wassergehalt (WG > 1,5 bis < 30 %) der Wassergehaltsstufe 2 (WGS 2), denen durch natürliche oder künstliche Trocknung Wasser entzogen wurde, wodurch sich ihre Lagerfähigkeit und damit Containerfähigkeit erhöht. Sie stehen mit dem Wasserdampfgehalt der Umgebungsluft in Wechselwirkung, d. h., sie geben Wasserdampf ab oder nehmen Wasserdampf auf, bis sie mit dem Wasserdampfgehalt der Umgebungsluft im Gleichgewicht stehen (s. Kap. 10.2.2). Zu ihnen gehört die Mehrzahl der Nahrungs- und Genussmittel, wie z. B. Getreide, Ölsaaten/-früchte, Trockenfrüchte, Gewürze sowie Kaffee, Kakao, Tabak, Tee. Aber auch tierische Rohstoffe und Naturfasern zählen zu dieser Gruppe. Ihre Adsorptionsisothermen sind durch einen kontinuierlichen, meist S-förmigen Verlauf gekennzeichnet.
 
Aber auch Waren, die geringfügig Wasser enthalten (WG > 0 bis < 1,5 %), d. h. der Wassergehaltsstufe 1 (WGS 1) angehören, zählen zu den hygroskopischen Waren. Sie sind von kristalliner oder pulverförmiger Struktur, wie z. B. Zucker, Salze oder Zitruspulver. Ihre Adsorptionsisothermen sind durch Sprünge gekennzeichnet (s. Abb. 5 in Kap.10.2.7).
 
Die hygroskopischen Lebensmittel sind teils Waren mit biotischer Aktivität 2. Ordnung (BA 2), d. h. lebende Organe, die noch atmen (respirieren), jedoch fehlt ihnen durch Trennung von der Mutterpflanze die Zufuhr neuer Nährstoffe, z. B. Getreide, Ölsaaten. Teils sind sie Waren mit biotischer Aktivität 3. Ordnung (BA 3), wie z. B. Trockenfrüchte.
 
Auch die kristallinen und pulverförmigen Lebensmittel sind Waren mit biotischer Aktivität 3. Ordnung (BA 3), bei denen die Atmung (Respiration) unterbrochen ist, aber noch biochemische, mikrobielle und andere Zersetzungsprozesse ablaufen.
 
An die Lagerklima-Kondition erfordern hygroskopische Lebensmittel eine bestimmte Temperatur-, Feuchte- und ggf. Lüftungs-Kondition (LK VI). In Abhängigkeit von der relativen Luftfeuchte und Temperatur treten unerwünschte Veränderungen auf, insbesondere durch Feuchtwerden (Schimmel, Fäulnis, Stockfleckigkeit, Gärung, Zerfließen, Selbsterhitzung, Verlust der Rösche, Muffigwerden, Aromaverluste, Sirupbildung) oder durch Austrocknung (Verfestigung, Verblockung, Grusschäden, Heuigwerden). Maßgeblich ist jener Wassergehalt, bei dessen Überschreitung erstmals eine Qualitätsveränderung eintritt, man spricht vom sog. kritischen Wassergehalt. An die Lüftungs-Kondition stellen die Lebensmittel dieser Gruppe keine Ansprüche, wenn sie containertrocken sind.
 
Um die erforderlichen Parameter, wie Temperatur und rel. Luftfeuchte in Abhängigkeit von der Reiseroute, Reisedauer, Jahreszeit und Verweildauer der Waren im Container richtig einzustellen, muss ggf. gelüftet werden, d. h., es ist zwischen Standardcontainer und ventiliertem Container zu entscheiden. Die meisten hygroskopischen Lebensmittel können unter Beachtung gewisser Restriktionen im Standardcontainer transportiert werden.
 

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